Mittelschwaebische Nachrichten
Wo der richtige Schauplatz für ein Entscheidungsspiel ist
Bezirks-Spielleiter Matthias Lingg und Kreis-Spielleiter Wolfgang Beck erläutern die Grundlagen der Vergabe.
Günzburg Urplötzlich hingen die zwei Fragen in der Luft. Warum finden Entscheidungsspiele im unteren Bereich des Amateurfußballs an neutralen Spielorten statt? Und warum eigentlich auf genau diesem Platz und nicht auf irgendeinem anderen? Selbst Fußball-Fans kennen oft nur Teile der Antworten. Genauer wissen müssen es die zuständigen Spielleiter. Unsere Redaktion hat bei Matthias Lingg (Bezirk Schwaben) und Wolfgang Beck (Kreis Donau) nachgefragt.
Punkt eins lässt sich zumindest oberflächlich schnell abhaken. Nach einer langen Spielzeit möchte man den Amateuren an der Basis keine unnötige Verlängerung der Zusatzschicht zumuten. Ohnehin sind auf den unteren Spielebenen zuweilen ganze Serien an Relegationsspielen nötig. Der TSV Ziemetshausen
musste 2022 viermal ran, um in der Bezirksliga zu bleiben; bei Hin- und Rückspielen wären da acht Begegnungen zusammengekommen.
Deshalb vor allem entscheidet bis hinauf zur Bezirksliga-Relegation ein Spiel über die sportliche
Zukunft. Erst in höheren Klassen und bei entsprechend besser trainierten Sportlern wird nach dem Europapokal-Modus verfahren. Im Bereich des Bayerischen FußballVerbands (BFV) beginnt das bei der Relegation zur Landesliga, an der aktuell der VfR Jettingen teilnimmt, und reicht hinauf bis zur Qualifikation für die Regionalliga. Doch selbst hier ist nach vier Partien in jedem Fall Schluss.
Ein anderes Argument betrifft die Qualität der Sportanlagen. Lingg betont, damit seien weniger die Spielfelder gemeint als vielmehr das Außenrum. Konkret formuliert er: „Natürlich muss es ein Verein sein, der mit dem Andrang an Zuschauern auch umgehen kann und zum Beispiel entsprechende Parkmöglichkeiten bietet.“Beck schließt als weiteres Kriterium gewisse Sonderbestimmungen für Gastgeber von Entscheidungsspielen an. So zähle zu den derzeit geltenden BFV-Sicherheitsvorgaben,
dass Bier nur noch in offenen Bechern ausgeschenkt werden darf. Das und vieles mehr müsse ein Ausrichter gewährleisten, an der Basis sei das aber nicht überall umsetzbar.
Zu Punkt zwei verweist Lingg auf glasklare Vorgaben der Spielordnung, zuvorderst in geografischer Hinsicht. „Ziel ist, dass beide Mannschaften und ihre Fans in etwa den gleichen Fahrtweg zum neutralen Platz haben“, unterstreicht er und fügt lächelnd hinzu: „Ich bin da ein großer Freund von Google Maps – ohne eine Wissenschaft draus zu machen.“In Verbindung mit dem Argument Infrastruktur habe sich etwa das Lohwaldstadion in Neusäß als Schauplatz des Bezirksliga-Relegationsspieles zwischen BC Rinnenthal und SC Bubesheim ergeben, obwohl es nicht exakt in der Mitte zwischen den beiden Orten liegt.
Ein Vorurteil wischt der Bezirks-Spielleiter an dieser Stelle auch gleich zur Seite. Bei der Suche nach einem Spielort geht es seinen Angaben zufolge jedenfalls „nicht darum, einem Verein einen Stein in den Garten zu werfen oder irgendwelche Gefälligkeiten zu verteilen“. Allerdings habe grundsätzlich jeder Verein die Möglichkeit, sich als Ausrichter zu bewerben, sofern er die Grundanforderungen erfüllt. „Solche Bewerber berücksichtigt man gerne, wenn es geografisch reinpasst“, unterstreicht er.
Trotz der teilweise erheblich kürzeren Wege auf Kreisebene legt auch Beck nach eigenem Bekunden die Spielorte erst dann endgültig fest, wenn bekannt ist, welche Teams aufeinandertreffen. Er nimmt die Position von Lingg auf und ergänzt sie: „Insgesamt haben sich hier 14 Vereine um Entscheidungsspiele beworben. Im Kreis Donau gibt es insgesamt aber nur zwölf Begegnungen. Da kann leider nicht jeder Bewerber zum Zug kommen.“