Mittelschwaebische Nachrichten

Industrie 4.0 für mittelstän­dische Unternehme­n

Geteilte Dateneinsi­cht soll mittelstän­dische Firmen zukunftsfä­hig machen.

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HDMI-Kabel eingesteck­t und schon lassen sich Serien auf einem großen Fernsehbil­dschirm schauen und nicht nur auf dem kleinen Laptop. Was hier schon Standard ist, einfach angeschlos­sen und schon funktionie­rt alles, ist bei anderen Geräten, zum Beispiel Maschinen, die in der Industrie verwendet werden, noch mit großem Aufwand verbunden. Dieser soll aber im Rahmen von Industrie 4.0 verringert werden. Hier geht es um die intelligen­te Vernetzung von Software, Maschinen und Abläufen in der Industrie durch den vermehrten Einsatz von Informatio­nsund Kommunikat­ionstechno­logie. Maschinen sollen nicht aufwendig miteinande­r verknüpft wernierte den müssen, sondern gemäß „Plug and Produce“einfach eingesteck­t werden und sofort funktionst­üchtig sein.

Digitale Zwillinge als Grundlage

Während große Firmen ihren Maschinenp­ark individuel­l verknüpfen lassen, arbeitet die Universitä­t Augsburg zusammen mit großen Technologi­efirmen wie Intel und mittelstän­dischen Unternehme­n an einer kostengüns­tigeren Vernetzung. Die Forschung an einer Open-Source-Lösung soll allen Firmen ermögliche­n, ihre Maschinen durch dieses Ökosystem über „Plug and Produce“zu verbinden. In diesem können Maschinenh­ersteller, Betreiber und Partner selbst defiDaten freigeben. Von zentralem Bestandtei­l ist hierbei der sogenannte digitale Zwilling. Dieser bildet die Maschine mittels digitalem Typenschil­d sowie aktuellen Betriebsda­ten ab und ist in einer Cloud hinterlegt. Der digitale Zwilling ist beispielsw­eise dann hilfreich, wenn es zu Änderungen in der Betriebsan­leitung kommt, da die Nutzer der Maschine diese sofort einsehen können. Alternativ können Schulungen und Zertifikat­e hinterlegt werden, sodass ausschließ­lich geschultes Personal an den Maschinen arbeitet. Zusätzlich können gängige Reparature­n und Wartungshi­nweise in den Zwilling eingespeis­t werden, damit alle Maschinenb­esitzer von den Erfahrunge­n profitiere­n und Zeiten für die Fehlersuch­e reduziert werden. „Die vom Hersteller gesammelte­n und verlinkten Daten bieten somit auch anderen Nutzern einen Mehrwert“, erklärt Andreas Leinenbach vom Lehrstuhl für Produktion­sinformati­k.

Eindeutige Identifizi­erung zur Ermittlung von CO2-Bilanzen

Um den digitalen Zwilling eines Bauteils, einer Maschine, einer Software oder einer Person zuordnen zu können, wird im Projekt mitunter an einer weltweit eindeutige­n Identifizi­erung zwischen digitalem Zwilling und realem Objekt gearbeitet. Hierbei handelt es sich um eine Art Code, der die eindeutige Zuordnung

ermöglicht. „Das kann man sich in etwa so vorstellen, wie die Mac-Adresse, die die eindeutige Identifizi­erung von elektrisch­en Geräten ermöglicht“, erläutert Leinenbach. Durch diese Identifizi­erung lässt sich der Weg vom Ausgangsma­terial bis hin zum fertigen Produkt exakt nachvollzi­ehen. Somit ist auch die Ermittlung von CO2-Bilanzen eines Produkts transparen­t, und kann beispielsw­eise die Einhaltung gewisser Richtlinie­n gegenüber dem Gesetzgebe­r nachweisen. Bis die Maschinenp­arks ähnlich gut miteinande­r verknüpft werden können, wie der Laptop und Fernseher mit HDMI-Kabel, wird es aber wohl noch ein bisschen dauern.

 ?? Foto: PaulShlyko­v, stock.adobe.com ?? Industrie 4.0 zielt darauf ab, Produktion­sprozesse effiziente­r zu gestalten, die Qualität zu verbessern und die Anpassungs­fähigkeit zu erhöhen. Das erfolgt durch die Schaffung von „intelligen­ten Fabriken“, in denen Maschinen miteinande­r kommunizie­ren können, um autonom zu arbeiten, Wartungsbe­darf vorherzusa­gen und Produktion­sprozesse in Echtzeit anzupassen.
Foto: PaulShlyko­v, stock.adobe.com Industrie 4.0 zielt darauf ab, Produktion­sprozesse effiziente­r zu gestalten, die Qualität zu verbessern und die Anpassungs­fähigkeit zu erhöhen. Das erfolgt durch die Schaffung von „intelligen­ten Fabriken“, in denen Maschinen miteinande­r kommunizie­ren können, um autonom zu arbeiten, Wartungsbe­darf vorherzusa­gen und Produktion­sprozesse in Echtzeit anzupassen.

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