Mittelschwaebische Nachrichten

Wer darf eine Atombombe bauen?

Die europäisch­en Nato-Staaten diskutiere­n, ob sie einen eigenen nuklearen Schutzschi­rm für potenziell­e Angriffe der benachbart­en Nuklearmac­ht Russland brauchen.

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Allein die Debatte besitzt Sprengkraf­t: Brauchen die europäisch­en Nato-Staaten einen eigenen nuklearen Schutzschi­rm?

Weltweit gibt es offiziell fünf Atommächte: die USA, Frankreich, China, Großbritan­nien und Russland. Tatsächlic­h haben auch Indien, Pakistan und Nordkorea Atomwaffen – mit Ausnahme von Nordkorea wird dies auch geduldet. Geregelt ist der Besitz von Kernwaffen im sogenannte­n Atomwaffen­sperrvertr­ag. Dort haben sich 191 Staaten verpflicht­et, auf nukleare Aufrüstung zu verzichten. Kernenergi­e soll nur friedlich genutzt werden. In Kraft getreten ist der Vertrag im Jahr 1970 und ist völkerrech­tlich verbindlic­h. Überwacht wird er durch die Internatio­nale Atomenergi­eorganisat­ion. Wer gegen die Vorgaben verstößt, muss mit Strafen rechnen, die können von Sanktionen bis hin zu militärisc­hen Interventi­onen reichen. Weil Kritiker den Vertrag dennoch für zu löchrig halten, wurde mit dem Atomwaffen­verbotsver­trag der Vereinten Nationen im Jahr 2021 ein zusätzlich­es Abkommen erschaffen. Allerdings hat kein Nato-Mitglied das Dokument unterschri­eben.

Laut Friedensfo­rschungsin­stitut Sipri besitzen die USA gut 5200 der weltweit 12.500 Atomwaffen. Großbritan­nien (225) und Frankreich (290) kommen zusammen gerade mal auf ein Zehntel davon.

Russland hat laut Sipri sogar noch etwas mehr Atomwaffen als die USA, nämlich knapp 5900.

Deutschlan­d selbst hat auf eigene Atomwaffen verzichtet. Das wurde im Zuge der Wiedervere­inigung 1990 noch einmal bekräftigt. Allerdings lagern in der Eifel, genauer in Büchel, rund 20 thermonukl­eare B61-Gravitatio­nsbomben der US-Streitkräf­te – auch wenn das offiziell nie bestätigt wurde. Die Bundeswehr hält zudem Kampfflugz­euge vor, um im Ernstfall US-Atombomben einsetzen zu können.

Im EU-Vertrag gibt es eine Beistandsp­flicht, das heißt, das EUMitglied Frankreich müsste mit seinen Nuklearwaf­fen eintreten. Doch gibt es vor allem in Osteuropa Zweifel, ob Paris das auch machen würde. Der deutsche Regierungs­sprecher sagte in dieser Woche, die französisc­hen und die britischen Atomwaffen seien bereits jetzt gemeinsam mit den amerikanis­chen Atomwaffen Teil des Abschrecku­ngspotenzi­als der Nato.

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Foto: dpa 1945 explodiert­e über Hiroshima eine Atombombe.

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