Mittelschwaebische Nachrichten
Er will bester Jungkoch im Land werden
Nicolai Schiefele aus Kettershausen macht derzeit seine Koch-Ausbildung beim Krumbacher Kachelofen und gewann die schwäbische Schulmeisterschaft. Was ihn am Beruf fasziniert.
Engagiert, talentiert, konsequent und hilfsbereit. So beschreibt Junior-Chefin Laura Haas, Tochter des Kachelofen-Inhabers und Krumbacher Gastronomen Herbert Haas, ihren Nachwuchskoch Nicolai Schiefele. „Er ist unser bester Azubi“, berichtet sie stolz bei einem Ortsbesuch, und sie ist sich sicher: „Aus ihm wird einmal ein richtig guter Koch.“Einen beachtlichen Erfolg beim Kochen hat ihr 19-jähriger Schützling bereits jetzt eingefahren. Gemeinsam mit Teampartner Dennis Faul gewann er die schwäbischen Schulmeisterschaften in Bad Wörishofen. Dort überzeugten sie die Jury mit Gerichten, die wie Träume kulinarischer Feinschmecker klingen.
Kürbisfenchelsalat auf Crostini und Petersilienmayonnaise, Forellenravioli in Dillsauce, gefüllte Paprikaröllchen mit Kartoffelpuffer und Gemüsesoße. Veganes Schokoladenmousse mit Sharonfrüchteragout und Himbeersoße zum krönenden Abschluss. Mit diesen Gerichten
kochten sie sich auf den ersten Platz. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien sehr gute Köche gewesen, findet Nicolai Schiefele. Am Ende hätten nur Feinheiten den Unterschied gemacht. In die Bewertung floss alles mit ein, was beim Kochen wichtig ist: die Organisation und Sorgfalt in der Zubereitung, der Schwierigkeitsgrad der Gerichte sowie Optik und Geschmack der fertigen Speisen. Herausgestochen seien die beiden Sieger außerdem durch ihre abwechslungsreiche Menüauswahl, die jedes Team aus vorgegebenen Lebensmitteln selbst erstellte. So servierte außer ihnen nämlich niemand, passend zum Motto „Gesunder Start ins Jahr mit Kneipp“, ein veganes Gericht.
Schiefeles Sieg war das Ticket in die nächste Runde, bei der nun jeder Teilnehmer allein antritt. Beim Rudolf-Achenbach-Preis, einem der renommiertesten Nachwuchswettbewerbe der Kochbranche, muss er sich zuerst in einem regionalen Vorentscheid auf Landesebene durchsetzen, um in das bundesweite Präsenz-Finale vom 27. bis 28.
April einzuziehen. Der Sieger wird der beste Nachwuchskoch Deutschlands und darf bei der Olympiade der Köche in Stuttgart gegen Nachwuchsköche aus aller Welt antreten.
Mit 17 Jahren startete Nicolai Schiefele seine Ausbildung zum Koch im Krumbacher Kachelofen. Seine Leidenschaft entdeckte der inzwischen 19-Jährige aus Kettershausen in der Schule. Er habe schon zuvor gerne gekocht und wählte in der Schule den Hauswirtschaftszweig. „Dort hat sich dann herausgebildet, dass ich Talent dafür habe“, sagt der Nachwuchskoch. Somit entschied er sich nach dem Erlangen des Mittleren Schulabschlusses an der Montessori-Schule Weißenhorn, Koch zu werden.
Eine Entscheidung, mit der Schiefele jetzt gegen Ende der dreijährigen Ausbildung weiterhin glücklich ist. Die Begeisterung und die Freude am Beruf seien größer als die beträchtlichen Herausforderungen, die die Arbeit als Koch mit sich bringt. Trotz Hauptarbeitszeiten am Wochenende und an Feiertagen schaffe er es auch weiterhin, engen Kontakt mit seinen Freunden und der Familie zu halten. „Ich kann nicht ohne Freunde und Familie, also passe ich darauf auf, dass ich so viel wie möglich mit ihnen mache“, sagt der Nachwuchskoch. Auch die anspruchsvolle und oft anstrengende Arbeit unter Zeitdruck meistert er gut. Dazu trage auch der große Zusammenhalt des Teams bei, der den Arbeitsalltag erleichtere: „Wir sind ein starkes Team in der Küche und können mit jeder Situation klarkommen.“
Neben Talent und der guten Ausbildung, die er mitunter von Chefkoch John Fernandes erhalte, sei jedoch Durchhaltevermögen unerlässlich. Vor allem im Sommer zur Hauptsaison könne es in der Küche sehr heiß und anstrengend werden, beschreibt Schiefele. Wichtig sei es auch, dann unter Stress in einer Acht- bis Neun-StundenSchicht körperlich zu funktionieren. Nicht umsonst ist laut der Dehoga Bayern eine gute körperliche Verfassung neben Teamfähigkeit sowie handwerklichem Geschick und Kreativität eine Voraussetzung für den Koch-Beruf. Schiefele trainiert mehrmals die Woche im Fitnessstudio.
Am Beruf begeistert ihn besonders, der Kreativität und seinem eigenen Stil freien Lauf lassen zu können und zu dürfen. Schiefele entwirft eigenständige GerichtKreationen, die regelmäßig auf der Wochenkarte des Kachelofens zu finden sind. Inspirationen dafür findet er bei Sterneköchen, von daheim und aus dem Internet. So sieht er zum Beispiel etwas im Netz und versucht, das als Anreiz für eine eigene Kreation zu nutzen.
Zu Schiefeles Tätigkeiten im Kachelofen gehört jedoch nicht nur das Kochen selbst. Auch die Planung des Einkaufs, das Beschaffen von Waren, die Herstellung von Soßen, Suppen und Salaten und die Vorbereitung für die Zubereitung von Gerichten zählen zu seinen vielfältigen Aufgaben. Inzwischen genieße der 19-Jährige bei seinen Arbeiten volles Vertrauen im Kachelofen und bekomme viel Freiraum bei seinen Tätigkeiten, sagt Laura Haas. Er werde weniger als Azubi, sondern vielmehr als Koch angesehen.