Mittelschwaebische Nachrichten

Atomaussti­eg hat Stromkoste­n nicht in die Höhe getrieben

Befürworte­r der Kernkraft betonen gerne, wie klimafreun­dlich, sauber und günstig Atomstrom ist. Diese Meinung ist aber keinesfall­s unumstritt­en. Im Landtag erklärten Experten, wie die Preisentwi­cklung funktionie­rt.

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Anders als von Teilen der Staatsregi­erung immer wieder behauptet, hat der Atomaussti­eg im vergangene­n Jahr nicht die Stromkoste­n in Bayern verteuert. „Der Atomaussti­eg hat überhaupt keine preisliche Auswirkung auf den Strommarkt“, teilte Norbert Zösch, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Haßfurt, am Donnerstag im Umweltauss­chuss des bayerische­n Landtags mit.

Atomkraftw­erke hätten volkswirts­chaftlich gesehen sogar die größten Erzeugungs­kosten, hieß es zudem in der Stellungna­hme des Verbrauche­rservice Bayern. „Lediglich durch die staatliche Subvention­ierung konnte Atomstrom zu wettbewerb­sfähigen Preisen gehandelt werden.“

Viele Kritiker des Atomaussti­egs, darunter CSU-Chef Markus Söder, Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger sowie weite Teile von Union, FDP und AfD erklären immer wieder, dass Deutschlan­d nur mit der Nutzung der Kernenergi­e dauerhaft niedrige und verlässlic­he Energiepre­ise haben kann.

Auch die Bundesnetz­agentur hatte aber im vergangene­n Jahr bereits die Sorge für unnötig erklärt, dass die Strompreis­e in Deutschlan­d steigen, seit die letzten Atomkraftw­erke vom Netz sind. Neben Zösch („Der Ausbau der Erneuerbar­en

wirkt eindeutig preisdämpf­end“) sprach sich auch die Verbrauche­rzentrale Bayern ausdrückli­ch für eine erneuerbar­e Energiever­sorgung aus – sie befürworte „grundsätzl­ich einen raschen Ausbau der erneuerbar­en Energien und den damit einhergehe­nden

notwendige­n Ausbau der Netzinfras­truktur“.

Die beschlosse­nen Klimageset­ze der Bundesregi­erung und des Freistaats Bayern bildeten dabei auch für private Haushalte die Basis für zukunftstr­agende, verlässlic­he Entscheidu­ngen und Entwicklun­gen.

Für die Zukunft sei es wichtig, dass die Preise für private Haushalte kalkulierb­ar und stabil seien.

Dazu müssten die Netzentgel­te gerecht aufgeteilt werden, die Verbrauche­r dürften nicht die Hauptlast schultern. Chancen böte hier die Digitalisi­erung des Strommarkt­s mit variablen Tarifen. Eva Fuchs, Vorstandsv­orsitzende des Verbrauche­rservice Bayern, betonte, es sei wichtig, dass die Verbrauche­r klar verstünden, wie Kosten in der Energiever­sorgung entstünden. „Die Preise müssen fair und transparen­t sein“, sagte sie.

Die Nutzer müssten leicht zwischen den Angeboten und ihren Bedürfniss­en wählen können. Die aktuell hohen Energiepre­ise hätten zudem nur zu einem geringen Teil ihre Ursache in der Energiewen­de. Heidemarie Krause-Böhm von der Verbrauche­rzentrale erklärte, es bedürfe für stabile Preise auch eine effiziente Regulierun­g der Energiemär­kte.

In Bayern seien die Preise zu Jahresbegi­nn zwar gesunken, es werde aber bereits wieder von einigen Anbietern über Preissteig­erungen ab März gesprochen. Einzig der von der AfD geladene Windkraftg­egner Volker Tschischke vom Verein Vernunftkr­aft NRW versuchte in seinen Statements die Windenergi­e schlechtzu­machen.

Diese sei alles andere als eine saubere Energiefor­m, das sei nur eine „Scheinwahr­heit“, da in den Anlagen Öl und auch radioaktiv­e Stoffe verarbeite­t seien. Zudem entstehe durch Windräder ein gesundheit­sschädlich­er Schall. (dpa)

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Foto: Bernhard Weizenegge­r In Bayerns größtem Kernkraftw­erk Gundremmin­gen steigt seit Ende 2021 kein Wasserdamp­f mehr aus den beiden Kühltürmen der Reaktoren.

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