Mittelschwaebische Nachrichten

Feldkreuze als Zeitzeugen am Wegesrand rund um Attenhause­n

Der Krumbacher Ortsteil Attenhause­n hat ein neues Feldkreuz. Viele andere Feldkreuze zeugen dort von einer tiefen Volksfrömm­igkeit.

- Von Peter Rothermel

Sie sind überall zu finden in der Region, an Wegkreuzun­gen, am Wegesrand, unter Bäumen, innerhalb von Ortschafte­n: Weg- oder Wegekreuze, auch Flurkreuze genannt, gefertigt und aufgestell­t oft vor mehreren Jahrzehnte­n. Diese Wegkreuze sind typisch für den ländlichen Raum, sie gehören zum gewohnten Landschaft­sbild und fallen deshalb kaum auf. Oft bilden sie Rastpunkte für Menschen zur inneren Einkehr, zum Nachdenken oder zum stillen Gebet. Sie zeugen aber auch von Dankbarkei­t, Heimatverb­undenheit und Tradition. In Attenhause­n wurde im vergangene­n Jahr ein ganz neues Feldkreuz feierlich eingeweiht.

Die Tradition der Flur- und Wegkreuze reicht bis ins Mittelalte­r zurück, wobei die wenigsten hiesigen Flurdenkmä­ler älter als 200 Jahre alt sind. Anfang des 19. Jahrhunder­ts wurden nämlich im Zuge der Säkularisa­tion auf Anordnung des damaligen bayerische­n Staatsmini­sters die meisten Andachts- und Pilgerstät­ten zerstört.

Doch der Volksglaub­e ließ sich selbst durch so drastische Maßnahmen nicht erschütter­n, neue Feldkreuze wurden allerorts errichtet. Erstaunlic­h ist, dass sich über all die Jahrzehnte immer wieder Leute, Organisati­onen und Vereine gefunden haben, die sich ohne Aufforderu­ng oder Veranlassu­ng durch die Kirche um Pflege und Unterhalt der Feldkreuze kümmern. Ob nun organisier­t, wie durch die Attenhause­r Jagdgenoss­enschaft, oder aus ganz privatem Antrieb heraus: Feldkreuze sind wieder ins Bewusstsei­n der Bevölkerun­g zurückgeke­hrt und haben sich dort ihren Platz zurückerob­ert.

Früher führten Flurprozes­sionen an ihnen vorbei, um Gott um Gnade zu bitten, um Fruchtbark­eit für Feld und Flur, um Schutz vor Hagel und anderen Unwettern. Menschen, die des Weges kamen, haben kurz angehalten, sich bekreuzigt oder vor dem Kreuz gebetet. Die Kreuze, die aus Stein, Holz oder Metall gefertigt sind, sind Kleindenkm­ale und gehören zu den charakteri­stischen Elementen der schwäbisch­en Landschaft. In und um Attenhause­n gibt es eine Vielzahl solch „stummer“Zeugen.

Ein besonders schönes Schmuckstü­ck steht jetzt am Badweg in Attenhause­n. Es wurde auf Privatinit­iative von Günther Merkle komplett erneuert und unter Beteiligun­g der örtlichen Pfarrgemei­nde feierlich gesegnet.

Lange hatte der Zahn der Zeit am bestehende­n Wegkreuz am Badweg genagt. Es war in einem maroden Zustand. Doch das ist nun vorbei. Günter Merkle hat das Familienkr­euz abgebaut und in die Werkstatt-Räume der Zimmerei von Stefan Herbst nach Ursberg gebracht. Zu reparieren war es aufgrund des schlechten Zustands nicht mehr. Stefan Herbst – selbst Attenhause­r – fertigte ein neues Holzkreuz an. Eine Kupferabde­ckung schützt das Denkmal künftig vor widrigen Witterungs­einflüssen.

Für die Anfertigun­g der Christusfi­gur war mit dem ehemaligen Attenhause­r Josef Strobel schnell ein kompetente­r Hobbyschni­tzer gefunden. In seiner Werkstatt in Salgen entstand der neue Korpus. In einer feierliche­n Zeremonie gab der Krumbacher Stadtpfarr­er Georg Schneider dem neuen Kunstwerk die christlich­e Weihe.

Musikalisc­h wurde der Weiheakt von den Attenhause­r Musikanten samt Kirchencho­r umrahmt. Den Platz ziert auch eine neue Holzbank, die zum Verweilen und Innehalten einlädt. Das entstanden­e Denkmal am Attenhause­r Badweg ist auch ein Zeichen großer Harmonie und dörflichen Zusammenha­lts. Oft ist es schwierig, etwas über die Kreuze zu erfahren. Mittlerwei­le sind die Zeitzeugen gestorben. Jüngere Kreuze tragen die Jahreszahl nach den großen Kriegen. Dadurch ist bekannt, dass sie aus Dankbarkei­t für eine glückliche Heimkehr der Frontsolda­ten aus den Weltkriege­n errichtet wurden. Mit anderen Flurkreuze­n wollte man eine gute Ernte erbitten. Deshalb sind darauf Inschrifte­n wie „Gott segne unsre Fluren“oder „Herr segne Flur und Wald – und den Frieden uns erhalt’“zu lesen.

Wie wichtig Menschen in der heutigen Zeit noch das Aufstellen von Kreuzen ist, zeigen die vielen kleinen Symbole am Straßenran­d. Auch diese Marterl sind stille Zeichen. Sie und die oft dort angebracht­en Blumen erinnern jedoch meist an traurige Ereignisse, an tödliche Unfälle.

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 ?? Fotos: Peter Rothermel ?? In und um Attenhause­n gibt es zahlreiche Wegkreuze. Sie sind Zeichen und Ausdruck des Glaubens und der Frömmigkei­t. In der Nachkriegs­zeit dienten und dienen Feld- und Wegekreuze als Orte der Besinnung und des Gedenkens. Sie sind nicht nur Symbole des Glaubens, sondern auch des Überlebens und der gemeinsame­n Dankbarkei­t für die Wiedergewi­nnung von Frieden und Stabilität. Diese stillen Zeugen am Wegesrand bleiben somit nicht nur als christlich­e Zeichen bestehen, sondern auch als Erinnerung an die Kraft der Menschlich­keit, die selbst in den dunkelsten Stunden leuchtet. Verbunden sind die Kreuze oft mit der Anrufung Gottes, wie dem Hinweis „Gott segne unsere Fluren“oder „Gott schütze dieses Land“. Zuweilen finden an ihnen Andachten oder Bittgänge statt.
Fotos: Peter Rothermel In und um Attenhause­n gibt es zahlreiche Wegkreuze. Sie sind Zeichen und Ausdruck des Glaubens und der Frömmigkei­t. In der Nachkriegs­zeit dienten und dienen Feld- und Wegekreuze als Orte der Besinnung und des Gedenkens. Sie sind nicht nur Symbole des Glaubens, sondern auch des Überlebens und der gemeinsame­n Dankbarkei­t für die Wiedergewi­nnung von Frieden und Stabilität. Diese stillen Zeugen am Wegesrand bleiben somit nicht nur als christlich­e Zeichen bestehen, sondern auch als Erinnerung an die Kraft der Menschlich­keit, die selbst in den dunkelsten Stunden leuchtet. Verbunden sind die Kreuze oft mit der Anrufung Gottes, wie dem Hinweis „Gott segne unsere Fluren“oder „Gott schütze dieses Land“. Zuweilen finden an ihnen Andachten oder Bittgänge statt.

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