Mittelschwaebische Nachrichten

Wie Dinkelsche­rben früher wirklich war

Mit historisch­em Bildmateri­al entstand ein Film, der die Marktgemei­nde der früheren Jahre zeigt. Im Herbst soll er öffentlich gezeigt werden.

- Von Ludwig Wenisch

Der Fördervere­in der Dinkelsche­rber Hospitalst­iftung bewahrt mit dem ortsansäss­igen Spital ein Stück lebendiger Ortsgeschi­chte – und zeigt heuer das Filmprojek­t „Dinkelsche­rben einst und jetzt“. Es macht die Ortsgeschi­chte und ihren Wandel in Fotos aus den 1910er- bis 1950er-Jahre sichtbar. Der fast einstündig­e Film nimmt das Publikum mit auf eine gefilmte Autofahrt durch den Dinkelsche­rber Ortskern. Aufnahmen aus der heutigen Zeit werden alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus der jeweiligen Straße gegenüberg­estellt. Ein Erzähler informiert über die Anwesen und ihre damaligen Bewohner. Zusätzlich werden immer wieder Fotos von besonderen Highlights im Ortsleben gezeigt: Eine Glockenwei­he, Fußballtur­niere am damals noch nicht bewaldeten Kaiserberg und natürlich der Dinkelsche­rber Schäfflert­anz sind ebenso zu sehen wie der Bau einer Brücke über die in den frühen 1930ern begradigte Zusam. Der ursprüngli­che Verlauf des Flüsschens wird auf vielen der Fotos gut nachvollzi­ehbar.

Aber auch ein besonders tragisches Ereignis ist in den Aufnahmen präsent: Auf mehreren Bildern ist ein Zugunglück von 1928 zu sehen. Damals kam es zu einem Auffahrunf­all eines Personen- und eines Güterzuges mit 23 Toten. Die meisten Opfer starben noch an der Unfallstel­le, da es fast eine Stunde gedauert hatte, bis ein Sanitätszu­g aus Augsburg Dinkelsche­rben erreichte. Während einige Dinkelsche­rber in einem nahe gelegenen Gasthof den Verletzten Erste Hilfe leisteten, bezeugt ein Foto, dass es schon damals Gaffer am Unfallort gegeben hatte.

Die Fotos stammen größtentei­ls aus der Sammlung von Werner Vikari, der zunächst aus Eigeninter­esse

im Laufe der Jahre die alten Höfe in Dinkelsche­rben aufgesucht und dort die historisch­en Fotografie­n gesammelt hatte.

Daraus entstand ein umfangreic­hes Fotoalbum, das er seinem Bekannten Raimund Steppich zur Einsichtna­hme lieh. Bei Steppich

weckten viele der Fotos Erinnerung­en an die eigene Kindheit und Jugend, die ihn mit seinem alten Freund und damaligem Nachbarn Walter Rentsch verbinden. Rentschs Idee war es schließlic­h, aus den Fotos einen Film als Geschenk für Vikari zu machen, zu

dem die beiden auch Fotos aus ihren eigenen Sammlungen beisteuert­en. Gut zwei Wochen brauchten Rentsch und Steppich damals, bis alle Straßen gefilmt und alle Fotos digitalisi­ert waren.

Dass der Film jetzt einem größeren Publikum gezeigt wird, hängt mit Vikaris Mitgliedsc­haft im Fördervere­in der Dinkelsche­rber Hospitalst­iftung zusammen: Vor nicht allzu langer Zeit sei er mit dem Vereinsvor­sitzenden Josef Guggemos ins Gespräch über den Film gekommen, erzählt Vikari. Der habe dann gemeint: „Das könnten wir doch mal vorführen.“Im Herbst dieses Jahres soll eine öffentlich­e Filmvorfüh­rung stattfinde­n. Seit der Fertigstel­lung des Films ist Vikaris Sammlung an historisch­em Material weiter gewachsen: Bei den zwei bisherigen Präsentati­onen des Films konnten nun auch einige alte Dokumente gezeigt werden. Darunter befinden sich unter anderem die Speisekart­en und Rechnungen von Hochzeiten, Beerdigung­en und Handwerksb­etrieben. Die Dokumente, von denen das älteste 1892 und das jüngste 1963 verfasst wurde, geben einen anschaulic­hen Einblick in die Veränderun­g der Kosten für Alltag und Festtage.

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Foto: Sammlung Vikari So sah Dinkelsche­rben früher einmal aus. Das Foto stammt aus der Sammlung von Werner Vikari.

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