Mittelschwaebische Nachrichten
Musikalischer Frühling mit wunderbaren Männerstimmen
Mit einem Passionskonzert eröffneten das Vokalensemble QuintenZirkel und Kirchenmusiker Michael Dolp in der Kirche St. Michael in Krumbach die Konzertreihe.
Ein einfühlsam gestaltetes Passionskonzert unter dem Motto „Via Crucis“bildete den Auftakt des diesjährigen „Musikalischen Frühlings“im Landkreis Günzburg. Das Vokalensemble QuintenZirkel und Organist Michael Dolp erwiesen sich in der gut besuchten Stadtpfarrkirche St. Michael in Krumbach als Garanten für ein schönes und stilvolles Konzerterlebnis, bei dem die Besucher den leidvollen Kreuzweg Christi angemessen würdevoll nachempfinden konnten.
Den vier Sängern des 2001 gegründeten Augsburger Vokalensembles und Kirchenmusiker Michael Dolp gelang eine durchwegs eindrucksvolle Interpretation geistlicher Vokal- und Orgelmusik aus verschiedenen Jahrhunderten.
Die Gruppe QuintenZirkel, bestehend aus Constantin Wolff (Altus), Markus Plischke (Tenor), Dominik Wolff (Bariton) und Sebastian Fischer (Bass), eröffnete das Konzert mit dem gregorianischen Lied „Laetare Jerusalem“(„Freue dich, Jerusalem“), dem Eingangsgesang zum vierten Sonntag der Passionszeit. Das Quartett, dessen Sänger ihre musikalische Ausbildung bei den Augsburger Domsingknaben erhielten, überzeugte die Zuhörer durch die Klarheit und Reinheit der einzelnen Stimmen, die Harmonie der diversen Tonlagen und durch die makellose Interpretation der ausgewählten Stücke. Das Ensemble, das über ein umfangreiches Repertoire an gregorianischen Chorälen, aber auch an Kompositionen aus Renaissance, Klassik, Romantik und Moderne verfügt, präsentierte zwei anrührende Singpartituren des Komponisten und Musiktheoretikers Padre Giambattista Martini (1706-1786): „In monte Oliveti“
(„Auf dem Ölberg“) und „Tristis est anima mea“(„Meine Seele ist betrübt“). Hier wie auch beim folgenden „Ecce appropinquat“(„Seht, es kam die Stunde“), einem Lied des im 16. Jahrhundert in Italien tätigen französisch-flämischen Renaissance-Komponisten Jan Nasco, überzeugten die Sänger durch die Schönheit der Einzelstimmen und das gemeinsame Intonieren der Lieder in bewundernswerter Perfektion.
Mit Johann Sebastian Bachs Kirchenkantate „Ach wie flüchtig“(von 1724) ließ das Vokalensemble
eine musikalische Meditation über die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und des Strebens nach materiellen Gütern folgen. Passend hierzu: die von Michael Dolp an der Kirchenorgel in beeindruckender Manier gespielte Instrumental-Version von „Ach wie nichtig, ach wie flüchtig“des norddeutschen Komponisten Georg Böhm (1661-1733). Aus dem lateinischen Hymnus „Pange lingua“des Bischofs und Dichters Venantius Fortunatus (6. Jahrhundert), geschrieben für die liturgische Kreuzverehrung und für Karfreitagsgottesdienste,
präsentierten die Sänger die 8. Strophe, „Crux fidelis“(„Treues Kreuz“). Sie stellten auch die gleichnamige Motette vor, die Johann IV., König von Portugal (1640-56), ein auch als Musikschöpfer tätiger Monarch, beigesteuert hat. Zwei ebenfalls für den Karfreitag geschaffene Klagelieder des spanischen Renaissance-Komponisten Tomàs Luis da Victoria (1548-1611), „Popule meus“(„Mein Volk“) und „O vos omnes“(„Ihr alle“), wurden vom Vokalensemble sensibel interpretiert.
Auch bei den „Lamentationes Prophetae Jeremiae“(„Klagelieder des Propheten Jeremia“) des römischen Kirchenmusikers Giovanni Maria Nanino (1544-1607) stellten die Sänger ihr souveränes Können unter Beweis. An Martin Luthers Lied „Vater unser im Himmelreich“, von QuintenZirkel klangschön interpretiert, knüpfte Michael Dolp nahtlos an, indem er an der Orgel vier (der insgesamt 40) Variationen des von Johann Ulrich Steigleder 1627 komponierten „Daß Vatter unser“eindrucksvoll präsentierte.
Die Klarheit der vier Männerstimmen kam wiederum beim Kirchenlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“zur Geltung, welches von QuintenZirkel in der Version der Augsburger Domorganistin Claudia Waßner (*1960) gesungen wurde. Mit J. S. Bachs gleichnamigem Choralvorspiel (BWV 647) ließ Michael Dolp ein weiteres Orgelwerk klangvoll den Kirchenraum erfüllen, ehe das Vokalquartett mit dem gregorianischen Choral „De profundis“(„Aus der Tiefe“) und der gleichnamigen Schöpfung des polnischen Komponisten Piotr Janczak (*1972) die Zuhörer zu innerer Einkehr einlud. Nach dem letzten Lied des Passionskonzertes, der spätromantischen Chorpartitur „Sei still“von Engelbert Humperdinck (1854-1921), und nach einigen Momenten absoluter Ruhe ernteten Michael Dolp und das Vokalensemble QuintenZirkel dann den hochverdienten Beifall für ihre feine Interpretation geistlicher Musikwerke von großer Ausdruckskraft und Schönheit.
Die Sänger ihrerseits bedankten sich mit dem bekannten Lied „Herr, du hast mein Fleh’n vernommen“, dem eingängigen Schlussgesang (von 1826) aus Franz Schuberts Deutscher Messe.