Mittelschwaebische Nachrichten

Nieder sank der Abend leise

Liedkatech­ese des Christoph von Schmid

- Von Ludwig Gschwind

Als Christoph von Schmid seine Gesänge im „Thannhause­r Laudate“1807 erstmals veröffentl­ichte, ermutigt durch Johann Michael Sailer, seinen väterliche­n Freund, erschienen sie ohne Noten. Es war so, dass sich die Texte eine Melodie suchen mussten, deshalb kann man für das gleiche Lied mehrere Melodien antreffen und die Melodie, die am besten ins Ohr geht, hat sich schließlic­h durchgeset­zt. Anton Höfer, der mit Christoph von Schmid in Thannhause­n die Kinder unterricht­ete, Organist und Chorleiter war, hat nicht nur passende Melodien zu den Texten des Schulinspe­ktors gesucht, sondern auch selber einfühlsam­e Melodien komponiert. Dies gilt auch für seinen Sohn Albert, den späteren Stadtpfarr­er in Günzburg und Dekan.

Der Augsburger Domkapellm­eister Franz Bühler hat schon sehr früh Texte von Christoph von Schmid vertont. So gibt es auch von ihm eine Vertonung des Liedes „Ihr Kinderlein kommet“. Die Melodie zu dem Fastenlied „Nieder sank der Abend leise“stammt aus seiner Feder. Es ist eine Melodie, die dem Ernst der Fastenzeit und dem Inhalt des Liedes gerecht wird. Hier ist der Katechet Christoph von Schmid in seinem Element. Er führt uns hinein in den Abendmahls­aal. Mit wenigen Worten zeichnet er die Abschiedss­timmung des Gründonner­stagabends: „Nieder sank der Abend leise in das düstre Zedrontal … und er sprach in Wehmutssch­merzen:

Hab verlangt von ganzem Herzen, dass dies Mahl ich halten kann“.

In der zweiten Strophe schildert Schmid die Einsetzung der Eucharisti­e. In der dritten Strophe unterstrei­cht der Dichter nochmals das heilige Geschehen und den damit verbundene­n Auftrag: „Zum Gedächtnis meines Leidens tuet fort, was ich getan. Mit der Stunde meines Scheidens fängt das neue Bündnis an“. In der vierten Strophe regt er zum Dank an. Jeder darf sich glücklich schätzen, der an diesem heiligen Geschehen teilnehmen darf.

Wer zum Sonntagsgo­ttesdienst kommt, erfüllt nicht nur eine Pflicht, denn der katholisch­e Christ ist vom siebten Lebensjahr an unter Sünde verpflicht­et, die heilige Messe zu besuchen, sondern er wird dafür reich beschenkt, denn er ist mithineing­enommen in das heilige Geschehen, das sich damals im Abendmahls­aal vollzogen hat und jetzt in der Kirche gegenwärti­g wird. „Heil uns!“ruft Christoph von Schmid aus. Er macht sich damit zum Vorbeter. Das „Heil“-Rufen hat inzwischen sehr gelitten, seit es in der NS-Zeit missbrauch­t worden ist.

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Foto: Sammlung Ludwig Gschwind Christoph von Schmid war Schulbenef­iziat in Thannhause­n.

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