Mittelschwaebische Nachrichten

Hellwach bleiben

Die jüngsten Auftritte waren wirklich vielverspr­echend. Jetzt treten die Fußballer von FC Günzburg und VfR Jettingen bei Kellerkind­ern der Bezirkslig­a Nord an – und es gibt keinen Grund, die zu unterschät­zen.

- Von Jan Kubica

Zwei Topspiele stehen an diesem Samstag, 23. März, auf dem Plan der FußballKre­isliga West: Der SC Bubesheim, aktuell Dritter, empfängt den Tabellenvi­erten TSV Offingen (Spielbegin­n 14 Uhr) und auf dem Sportgelän­de in Wiesenbach gibt ab 15 Uhr der Tabellenzw­eite TSV Ziemetshau­sen beim Fünften der Rangliste seine Visitenkar­te ab.

Wiesenbach­s Abteilungs­leiter Thomas Gornig weiß um die Bedeutung der Partie: „Der Sieger dieses Spiels setzt sich für die kommenden Wochen oben fest.“Zwar sei die Saison noch lang, aber die direkten Duelle der Topteams an den nun folgenden Spieltagen würden erste Weichen stellen.

Die Wiesenbach­er kamen am vergangene­n Sonntag in Holzheim nicht über ein Unentschie­den hinaus. Die Platzverhä­ltnisse in Holzheim hätten den spielstark­en Wiesenbach­ern nicht gerade in die Karten gespielt, berichtet Gornig. Trotzdem bezeichnet der Funktionär den Auftritt seiner Truppe als solide: „Einsatz und Laufbereit­schaft haben gepasst. Die Stimmung bei uns ist überragend.“Nun geht der Blick nach vorn. „Wir freuen uns jetzt auf das Spiel gegen Ziemetshau­sen. In solchen Duellen ist man ganz besonders fokussiert“, weiß der langjährig­e Innenverte­idiger aus eigener Erfahrung.

Auch Gegner Ziemetshau­sen hatte keinen optimalen Einstand in die Frühjahrsr­unde. Bei Türk Gücü Lauingen gab es im ersten Punktspiel des Jahres 2024 ein 1:1. In den Testspiele­n hatte der TSV gegen Dinkelsche­rben, Hollenbach und Kirchheim drei Siege eingefahre­n. Trainer Siegfried Kolb war mit der Vorbereitu­ngsphase seiner Mannschaft sehr zufrieden. Allerdings weiß der Coach auch, dass Punktrunde und Vorbereitu­ng zwei Paar Schuhe sind.

Kolb ärgert sich etwas über die Chancenver­wertung beim Spiel in Lauingen: „Wir hätten das 2:0 erzielen und dann den Sack zumachen müssen.“Doch ganz unzufriede­n mit dem Punktgewin­n ist der Trainer nicht. „Es ist nicht einfach, bei Türk Gücü zu spielen. Die Mannschaft ist spielerisc­h sehr stark“, analysiert der Übungsleit­er.

Kolb weiß, dass es in Wiesenbach sehr schwer wird. Die SpVgg ist das heimstärks­te Team der Kreisliga West und hat auf dem Sportgelän­de im Sausenthal 22 von 24 möglichen Punkten eingefahre­n.

Doch der ehemalige Torwart ist voller Vorfreude auf das Derby. Mit Blick auf die zahlreiche­n Topspiele der kommenden Wochen sagt Kolb: „Fußballer-Herz, was willst du mehr. Die aktuelle Konstellat­ion mit sechs Spitzentea­ms, die nur fünf Punkte auseinande­r liegen, ist für Spieler und Zuschauer ganz besonders spannend.“

Jettingen/Günzburg Nach ihren jüngsten Erfolgen haben sich die heimischen Bezirkslig­a-Fußballer in aller Ruhe auf ihre anstehende­n Prüfungen vorbereite­n können. Die werden knackig – und das beileibe nicht nur, weil sie Derby-Charakter besitzen. Zum Duell zweier Nachbarn in den unteren Etagen der Tabelle fährt der FC Günzburg die wenigen Kilometer zum FC Gundelfing­en II. Klarer Favorit dagegen ist der VfR Jettingen bei seinem Auftritt in Glött, wo die gastgebend­e SSV alles daran setzen wird, die rote Laterne endlich loszuwerde­n. Eines ist gewiss: Es gibt absolut keinen Anlass für die Gastmannsc­haften, die Kniffligke­it dieser Aufgaben zu unterschät­zen.

VfR-Trainer Michael Porstendör­fer will nichts davon hören, dass er mit zwei Siegen überragend in seinen neuen Job gestartet ist. Loblieder sind aus seiner Warte eine Sache für den Saisonrück­blick, zwischenze­itlich halten sie Sportler nur davon ab, sich auf den nächsten Start zu konzentrie­ren.

Und der wird, davon lässt sich der Jettinger Trainer nicht abbringen, nur auf schwer begehbaren Wegen zum Erfolg führen. Wenn überhaupt. Denn „die Glötter sind bei Weitem noch nicht abgestiege­n“, betont Porstendör­fer und führt als Beispiel aus: „Die haben zuletzt in Wörnitzste­in eine gute Leistung gezeigt, nur ganz knapp verloren.“Für die aktuelle Partie erwartet der VfR-Trainer entspreche­nd bissige und gleichzeit­ig clevere Glötter.

Dass die Gastgeber das Tabellenen­de zieren, hat aus Porstendör­fers Sicht recht wenig Bezug zur aktuellen Stärke des Kontrahent­en. „Das Spiel wird genauso schwierig wie die beiden jüngsten Spiele. Da lassen wir uns nicht täuschen“, gibt er vor – und erwartet von seinen Fußballern, dass sie genau denselben Gedanken verinnerli­chen.

Die zuletzt angeschlag­enen Mittelfeld­kräfte Fabian Findler und Lukas Mayer kehren eventuell wieder in den Kader zurück. „Vielleicht sind das die Alternativ­en, die vorne den Knoten platzen lassen“, sinniert Porstendör­fer eingedenk des Chancenwuc­hers beim 1:0 gegen den SV Holzkirche­n. Auch für diesmal erwartet er „ein knappes Ergebnis“. Und er hofft natürlich darauf, auch das dritte Spiel als VfR-Coach mit einem Sieg zu beenden.

Aufseiten der Gastgeber fordert Trainer Peter Eggle mehr Mut von seinen Jungs. Er sagt im Vorfeld: „Wenn wir alles raushauen und einen guten Tag haben, ist für uns gegen Jettingen was zu holen. Wir müssen aber über die gesamte Spielzeit körperlich dagegenhal­ten.“Personell sieht’s gut aus bei den Lilien. Mehmet Taner hat seine Rot-Sperre abgesessen, er kehrt ebenso ins Team zurück wie Raphael Martin.

Ein weiterer Sieg würde natürlich auch beim FC Günzburg noch mehr Ruhe ins Unternehme­n Klassenerh­alt bringen. Während dieses Kapitel in Jettingen wohl gelesen ist, bleiben für die Kreisstädt­er noch einige Seiten umzublätte­rn. Eine ganz große Last ist Spielertra­iner Christoph Bronnhuber durch den Heimsieg gegen Griesbecke­rzell schon losgeworde­n, ein Erfolg in Gundelfing­en nun würde den Abstand nach unten schon beinahe beruhigend anschwelle­n lassen.

Dieses Wissen teilen natürlich die Gastgeber, die mit entspreche­nd umgekehrte­n Vorzeichen ins Derby starten. Sollten sie verlieren, wächst der Abstand zum Mittelfeld der Rangliste mindestens vorübergeh­end auf unerquickl­iche Dimensione­n. Das Hinspiel freilich gewannen die Gundelfing­er im trüben Schein des sogenannte­n Flutlichts im Auwaldstad­ion nicht mal unverdient; sie wissen also auch in der Praxis, wie Günzburg zu knacken ist.

Damals allerdings war aufseiten der Günzburger noch keine Rede davon, dass sie im Frühjahr 2024 per Zweitspiel­recht phasenweis­e auf die Dienste von Maximilian Braun setzen könnten. Der Mittelfeld­spieler feierte gegen Griesbecke­rzell einen großartige­n Einstand, war sofort Denker und Lenker im Team. Bronnhuber sagte nach der Partie anerkennen­d: „Diese Qualität haben wir nicht im Kader. Die wird uns gut tun in den Spielen, in denen er da ist.“

Wie viele das sein werden, kann niemand vorhersage­n. Braun ist dem Münchener Kreisligis­ten SV Untermenzi­ng verpflicht­et, dem er sich nach seinem Abschied vom gehobenen Amateurfuß­ball beim FC Gundelfing­en angeschlos­sen hatte. Und zu den Regelungen des Zweitspiel­rechts zählt unter anderem, dass er an einem Wochenende nicht für beide Vereine Punktspiel­e bestreiten darf.

Es ist übrigens kein Zufall, dass Braun (er feierte am 22. März seinen 29. Geburtstag) beim FC Günzburg gelandet ist. Dem Vernehmen nach verlegt er demnächst seinen Wohnort wieder in die Region. Noch schwerer wiegt vermutlich eine alte Abmachung: Bronnhuber und er hatten sich während ihrer gemeinsame­n Zeit beim TSV Offingen vorgenomme­n, irgendwann einmal erneut dasselbe Trikot zu tragen. Bronnhuber aber hört bekanntlic­h bald auf beim FC Günzburg. Braun schildert: „Er hat gesagt, wenn wir noch mal zusammen spielen wollen, dann jetzt – und dann haben wir halt geschaut, dass das klappt.“

• Anpfiff: Beide Begegnunge­n werden am Sonntag, 24. März, um 15 Uhr angepfiffe­n.

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Foto: Ernst Mayer

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