Mittelschwaebische Nachrichten

Das Podium ist in Sicht, der Sieg scheint weit entfernt

Angefresse­n, aber kampfesmut­ig: So schlägt sich Mountainbi­ker Georg Egger aus Obergesser­tshausen beim Cape Epic.

- Von Armin Küstenbrüc­k

Kapstadt/Obergesser­tshausen Beim Cape Epic, dem wohl härtesten Mountainbi­ke-Etappenren­nen der Welt, konnten sich Georg Egger (Obergesser­tshausen) und sein Teampartne­r Lukas Baum (Neustadt a. d. Weinstraße) in den vergangene­n drei Tagen näher an das Podium herankämpf­en. Der Gesamtsieg

scheint derzeit aber in weiter Ferne zu liegen.

Nach dem Prolog und vier von insgesamt sieben Etappen liegen die beiden Fahrer der Orbea Leatt Speed Company nun auf dem vierten Platz, 9:33 Minuten hinter dem Führungsdu­o mit Vorjahress­ieger Howard Grotts (USA) und seinem neuen südafrikan­ischen Partner Matthew Beers. Vom dritten Podiumspla­tz, der niederländ­isch-belgischen Paarung Hans Becking und Wout Alleman, sind die beiden Deutschen 4:30 Minuten entfernt.

Becking/Alleman, zuvor im gelben Führungstr­ikot unterwegs, erwischten einen schwarzen Tag und verloren auf der 73 Kilometer langen Etappe mit ihren 2250 Höhenmeter­n rund um Wellington fast sieben Minuten auf die neuen Gesamtführ­enden Grotts/Beers. Aber auch Egger/Baum büßten auf dieser vierten Etappe knapp vier Minuten auf die Tagessiege­r Nino Schurter (Schweiz) und Sebastian Fini (Dänemark) ein, die sich nach 3:22:39 Stunden ein Sprintduel­l mit Grotts/Beers lieferten.

Auch wenn sie sich seit dem Prolog vom sechsten auf den vierten Platz in der Gesamtwert­ung verbessert haben, „so haben wir bisher noch keinen großen Sprung nach vorne gemacht“, räumte Egger nach der vierten Etappe ein – und war wohl heilfroh, nicht noch mehr Zeit verloren zu haben: „Baum und ich hatten zu Beginn richtig schlechte Beine“, berichtete Egger, der zunächst fast schon abgehängt schien: „Am Ende konnten wir dann aber doch noch halbwegs gut fahren. Aber die vorne hatten einen unglaublic­hen Zug auf dem Pedal. Das sieht schon stabil aus“, musste Egger die Leistung der Führenden anerkennen.

Egger und Baum, beide 28 Jahre alt, die 2022 bei ihrer ersten Teilnahme

das prestigetr­ächtige Rennen in Südafrika überrasche­nd gewonnen hatten und im Vorjahr Zweite wurden, sind mit ihrer Leistung dennoch nicht zufrieden: „Klar sind wir angefresse­n, das merken wir auch während der Etappe. Aber wir können uns dann auch wieder zusammenra­ufen. Wir haben uns zusammenge­rissen und noch rausgeholt, was ging“, gibt Egger einen kleinen Einblick in die teamintern­e Gefühlslag­e.

Zu kämpfen haben die beiden aber nicht nur mit Material (von Defekten wurden die beiden bislang verschont), Konkurrent­en und einer anspruchsv­ollen Strecke, sondern auch mit der Hitze. Bis auf 37 Grad stieg das Thermomete­r am Donnerstag an der Südspitze Afrikas: „Damit sind wir bis jetzt erstaunlic­h gut zurechtgek­ommen“, sagt Egger. Trotzdem freuen sich die beiden auf die Eistonne unmittelba­r nach jeder Etappe: „Wir haben einen ganz guten Coolingand-Fueling-Modus gefunden“, so der Sportsolda­t. Denn um diese sportliche­n Leistung erbringen zu können, ist auch der Nachschub an Energie während und nach dem Rennen wichtig. Deswegen steht am Nachmittag auch jedes Mal ein Schläfchen an, während Hunderte Hobbyathle­ten noch auf der Strecke sind und sich durch die traumhafte Landschaft Südafrikas quälen.

Um der Tageshitze zu entgehen und das Sonnenlich­t für die vielen Freizeitsp­ortler optimal auszunutze­n, ist der Start der Etappen schon um 7 Uhr morgens. „Wir versuchen immer, abends möglichst früh ins Bett und zur Ruhe zu kommen“, erzählt Egger, „doch das hat bislang nicht so gut funktionie­rt. Dabei ist Schlafen sauwichtig für den Erfolg.“

Zumindest aber wird es an den abschließe­nden Tagen kühler, wobei es trocken bleibt. Für Samstag sind nur noch 23 Grad vorhergesa­gt.

Von den 605 Kilometern und 16.050 Höhenmeter­n der 20. Austragung des Cape Epic liegen auf den letzten drei Etappen noch 224 Kilometer und 5150 Höhenmeter vor den Athleten. „Wir sind optimistis­ch, dass wir da noch einiges gutmachen können“, zeigt sich Egger weiterhin zuversicht­lich.

Ziel bleibe dabei weiterhin die gute Platzierun­g im Gesamtklas­sement, man wolle sich nicht für einen Tagessieg unnötig verausgabe­n. Erst auf der letzten Etappe wollen die beiden dann alles geben, zur Zielankunf­t in der Universitä­tsstadt und Bikerhochb­urg Stellenbos­ch. „Das ist dann wie der Sieg auf den Champs-Élysées zum Abschluss der Tour de France“, vergleicht Egger das Cape Epic mit dem prestigetr­ächtigsten Straßenren­nen der Welt.

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Foto: Moritz Sauer

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