Mittelschwaebische Nachrichten
Der Kandidat des Ostens
Porträt Rumäniens Präsident Klaus Johannis geht ins Rennen um den Posten des Nato-Generalsekretärs. Der Siebenbürger Sachse ist allerdings nur Außenseiter.
In seiner Heimat hat der Stern von Rumäniens deutschstämmigem Präsidenten Klaus Johannis viel von seinem einstigen Glanz verloren. Dennoch könnte der frühere Lehrer bald das mächtigste Militärbündnis der Welt führen: Als Außenseiter, aber keineswegs chancenlos zieht der 64-Jährige in das Rennen um den Posten des Nato-Generalsekretärs.
Favorit auf die Nachfolge von Jens Stoltenberg ist der niederländische Premier Mark Rutte. Doch der Vormann der Nato wird in einem nicht sehr transparenten Verfahren gekürt. Zwar sollen sich bereits über 20 der 32 Nato-Mitglieder für Rutte ausgesprochen haben, bei den Mitgliedern im Osten, etwa in Ungarn, Bulgarien und Rumänien stößt Rutte wegen seiner Tritte auf die EU-Erweiterungsbremse und seinen Rechtsstaatsermahnungen aber auf Widerstand.
Im Fernduell mit ihm kann der bodenständige Johannis vor allem mit seinem Standortvorteil punkten. Einerseits fühlen sich die neuen EU- und NatoMitglieder in Osteuropa bei der Vergabe der Spitzenposten seit Jahren benachteiligt. Andererseits bekommt der Karpatenstaat als Anrainer der Ukraine die Folgen der russischen Aggression direkt zu spüren.
Ein „ausgewogenerer Einfluss“
Osteuropas sei vonnöten, fordert Johannis. Der verheiratete, kinderlose Präsident hat tiefe Wurzeln in Deutschland. Seine Eltern, Siebenbürger Sachsen, wanderten 1989 nach Bayern aus und leben heute in Würzburg. Rumänien hat sein Verteidigungsbudget auf 2,5 Prozent des Sozialprodukts erhöht. Die wachsende Bedeutung des Landes für die Nato illustriert auch der Bau eines neuen Militärstützpunktes: Er wird das deutsche Rammstein als größte Nato-Basis auf dem Kontinent ablösen. Doch wie realistisch sind die Chancen für Johannis, die Nato zu führen?
Die Rolle des Underdogs scheint ihm zumindest zu behagen. Wie bei seiner ersten Wahl als Bürgermeister von Sibiu (Hermannstadt) im Jahr 2000 war Johannis auch bei seiner ersten Wahl zum Präsidenten 2014 als krasser Außenseiter ins Rennen gegangen – und hatte gesiegt. Hunor Kelemen, der Chef von Rumäniens ungarischer Minderheitspartei, ist überzeugt, dass Johannis seine Chancen bei der Nato in „Vorabgesprächen“sorgfältig ausgelotet hat: Der Präsident sei „keiner, der sich in ein Abenteuer stürzt, ohne ein Licht am anderen Ende des Tunnels zu sehen“.