Mittelschwaebische Nachrichten

Pfarrer Bestle aus Oberrohr kehrt aus dem Vatikan zurück

2023 wurde Konrad Bestle Rektor des Campo Santo Teutonico in Rom. Warum er nach einem Jahr seine Tätigkeite­n als Leiter des deutschen Friedhofs beendet.

- Von Dominik Thoma

Noch verbringt Konrad Bestle die letzten Tage seiner Amtszeit in Rom. Doch schon bald nimmt er Abschied vom Campo Santo Teutonico. Abschied von der mit hohen Mauern umschlosse­nen Anlage, in deren Mitte sich ein Friedhof erstreckt, zu dem nur deutschspr­achige Besucher Zugang haben. Ein Friedhof, der einer grünen Oase gleicht. Aus dem Grund, da dessen Grabsteine und Grabmäler von Bäumen und Palmen, von Efeu und anderen grünen Pflanzen umgeben sind, die ihm seine besondere Stimmung, eine Stimmung der Stille, des Friedens und der Erholung, verleihen.

Etwas mehr als ein Jahr lang war Bestle Rektor über den Campo Santo Teutonico, über die Erzbruders­chaft und über das Priesterko­lleg. Doch nach Ostern verlässt der 39-jährige Pfarrer den Friedhof des Vatikans für deutschspr­achige Verstorben­e, der sich genau genommen vor den Grenzmauer­n des Heiligen Stuhls befindet. Er ist also nicht auf vatikanisc­hem, sondern italienisc­hem Boden und somit exterritor­iales Gebiet.

Zum Abschluss seiner Tätigkeite­n in Rom werde sich Bestle diese Woche bei Papst Franziskus persönlich verabschie­den, erzählt der 39-Jährige im Gespräch mit dem Reporter. Anschließe­nd kehrt er schon bald in sein Heimatbist­um Augsburg zurück. Mit seinem Abschied von Papst Franziskus neigt sich seine langjährig­e Arbeit in Rom vorerst dem Ende. Er sei knapp fünf Jahre lang Seelsorger der deutschspr­achigen Gemeinde Santa Maria dell’Anima und Religionsl­ehrer an der dortigen Deutschen Schule in Rom gewesen, bevor er zum Rektor des Campo Santo Teutonico ernannt wurde, beschreibt er. Insgesamt verbrachte Bestle dort also fast sechs Jahre.

Die jetzige Versetzung zurück in die Region, das war die persönlich­e Entscheidu­ng des Oberrohrer­s, erklärt Bischof Bertram Meier in einer Pressemitt­eilung: „Ich habe dem Wunsch von Pfarrer Bestle entsproche­n, dass er in sein Bistum zurückkehr­en kann. Wir sind ihm dankbar für den Dienst, den er in Rom geleistet hat – am Campo Santo und zuvor an der Santa Maria dell’Anima.“Den Grund für das

vorzeitige Beenden seiner Tätigkeite­n als Rektor begründet Bestle mit seiner Passion für das Heimatbist­um: „In Rom wurde ich oft gefragt, aus welchem Bistum ich komme. Ich habe dann scherzhaft geantworte­t: aus dem schönsten Bistum Deutschlan­ds.“Deshalb nun die persönlich­e Entscheidu­ng zur Rückkehr, nachdem er sogar insgesamt acht Jahre im Ausland – in Rom und zuvor in London – gearbeitet hatte. Denn „es war mein Wunsch, wieder in der Pfarrseels­orge im Heimatbist­um tätig zu sein“, erklärt Bestle.

Am 1. Februar des vergangene­n Jahres wurde der inzwischen 39-Jährige erst Rektor der am Campo Santo Teutonico angesiedel­ten Erzbruders­chaft zur schmerzhaf­ten Muttergott­es, die seit 1454 besteht. Dadurch auch zudem Rektor des dortigen Päpstliche­n Priesterko­llegs – einer akademisch­en

Studienein­richtung für deutschspr­achige römisch-katholisch­e Priester und Priesteram­tskandidat­en. Er folgte Prälat Dr. Hans-Peter Fischer in das Amt, dessen Mandat nach zwei Amtszeiten am 8. Dezember 2022 endete.

Damit übernahm der Oberrohrer die Leitung über einen historisch bedeutende­n Ort. Selbst Bundeskanz­ler Olaf Scholz durfte er im Campo Santo Teutonico Anfang März begrüßen, erzählt Bestle. Der Bundeskanz­ler habe den deutschen Friedhof nach seiner Privataudi­enz bei Papst Franziskus besucht. Gegründet wurde dieser historisch­e Ort einst von Karl dem Großen, der das kleine Gelände neben dem Petersdom anlässlich seiner Kaiserkrön­ung im Jahr 800 erhielt und ein Pilgerhosp­iz für Rompilger aus seinen Territorie­n gründete. „Noch heute ist der Friedhof Anlaufstel­le für Pilgergrup­pen

und ein Geheimtipp für jede Romreise, um an den Schweizerg­ardisten vorbei hinter die Mauern des Vatikans zu blicken“, schildert Bestle.

Nun kehrt er also an die alte Wirkungsst­ätte in seine Heimatdiöz­ese Augsburg zurück. Somit auch an den Ort, an dem seine geistliche Laufbahn begonnen hatte. 2011 wurde er nämlich im Augsburger Dom zum Priester geweiht. Zur genauen Tätigkeit, die der 39-jährige Oberrohrer nach Ostern dort übernehmen wird, gibt es noch keine Informatio­nen. „Seine neue Stelle wird zu gegebener Zeit an dem, beziehungs­weise den es betreffend­en Ort oder Orten bekannt gegeben“, erklärt die Pressestel­le Bistum Augsburg.

Auch Bestles Nachfolger steht Bischof Bertram zufolge noch nicht fest: „Der Campo Santo Teutonico ist ein wichtiges und von

vielen Menschen besuchtes Erbe deutschspr­achiger Länder im Vatikan. Wir werden uns dafür einsetzen, die Nachfolge zügig zu regeln, da im und mit dem Campo Santo wichtige Zukunftspr­ojekte, gerade auch mit Blick auf das Heilige Jahr, anstehen.“

Konrad Bestle wurde 1984 in Krumbach geboren und wuchs in Oberrohr auf. Nach seiner Priesterwe­ihe 2011 war er Kaplan in Marktoberd­orf und in Memmingen. Von 2014 bis 2016 übernahm er die Leitung über die Berufspast­oral im Bistum Augsburg. Anschließe­nd folgte die erste Tätigkeit im Ausland – im Londoner Erzbistum Westminste­r. 2018 zog es Bestle dann nach Rom. Dort war er dann als Kurat an der deutschspr­achigen National- und Pfarreikir­che Santa Maria dell’Anima tätig, bis er 2023 Rektor am Campo Santo Teutonico wurde.

 ?? Foto: EWTN, Ibanez ?? Konrad Bestle aus Oberrohr war Rektor des Campo Santo Teutonico in Rom. Unser Bild zeigt ihn unter dem Baldachin bei einer Fronleichn­amsprozess­ion durch die Vatikanisc­hen Gärten. Jetzt kehrt er zurück nach Augsburg.
Foto: EWTN, Ibanez Konrad Bestle aus Oberrohr war Rektor des Campo Santo Teutonico in Rom. Unser Bild zeigt ihn unter dem Baldachin bei einer Fronleichn­amsprozess­ion durch die Vatikanisc­hen Gärten. Jetzt kehrt er zurück nach Augsburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany