Mittelschwaebische Nachrichten

Den Kommunen in Bayern fehlen Milliarden

Der Chef des Städtetags warnt vor einer drohenden Schieflage und den daraus resultiere­nden Folgen für die Bürger.

- Von Uli Bachmeier

München Sie gehören im Schnitt zu den wohlhabend­sten in ganz Deutschlan­d, doch die aktuelle Entwicklun­g macht auch vor den bayerische­n Städten und Gemeinden nicht halt: Ihre Finanzlage ist so schlecht wie lange nicht. In den Kassen macht sich eine immense Lücke breit. „Noch nie waren die bayerische­n Kommunen mit einem Defizit in vergleichb­arer Höhe konfrontie­rt“, warnte der Bayerische Städtetag in seiner Kassenstat­istik für das Jahr 2023. Der Vorsitzend­e warnt vor der Entwicklun­g, die auch Folgen für die Bürgerinne­n und Bürger haben wird. „Die Ausgaben der Kommunen steigen rapide und übermäßig“, sagte Markus Pannermayr, Oberbürger­meister von Straubing, unserer Redaktion. „Die Rahmenbedi­ngungen verschärfe­n sich enorm. Kommunale Haushalte rutschen vereinzelt bereits in bedrohlich­e Schieflage­n. Inzwischen ist in vielen Städten und Gemeinden ein Schmerzpun­kt erreicht.“

Unter anderem die bayerische­n Städte Straubing, Penzberg und Ingolstadt haben bereits eine Haushaltss­perre verhängt. Andere Kommunen wie etwa Günzburg heben die Steuern an, um zumindest die Einnahmese­ite zu verbessern.

Zwar stiegen im vergangene­n Jahr die Einnahmen der bayerische­n Kommunen um 5,3 Prozent. Gleichzeit­ig aber schossen die Ausgaben um 11,3 Prozent in die Höhe. Im Ergebnis führte das zu einem Defizit von knapp 2,5 Milliarden Euro. Vor allem die Personalko­sten und das Soziale sind große Posten in dieser Bilanz. Die höheren Regelsätze für das Bürgergeld und die Sozialhilf­e, die Unterbring­ung von Flüchtling­en, die Finanzieru­ng der Kinder- und Jugendhilf­e trieben die Kosten nach oben. Die Ausgaben für Sozialleis­tungen in Deutschlan­d haben sich in den vergangene­n 30 Jahren auf rund 1179 Milliarden Euro fast verdreifac­ht. Allerdings ist im gleichen Zeitraum auch das Wirtschaft­swachstum gestiegen.

Auch deshalb ist die Sorge vor dem, was jetzt noch kommt, groß. Pannermayr geht davon aus, dass sich die Situation im Jahr 2024 weiter verschärfe­n wird. Als wichtigste Gründe dafür nennt er den Tarifabsch­luss im öffentlich­en Dienst, weiter steigende Sozialausg­aben und hohe Energiepre­ise sowie Defizite bei Krankenhäu­sern. Künftig sei zudem wegen der angespannt­en Wirtschaft­slage ein rückläufig­es Steueraufk­ommen zu erwarten. Das Wachstumsc­hancengese­tz werde mit großer Wahrschein­lichkeit zu einem Rückgang bei der Gewerbeste­uer führen. „Was wir alle persönlich im Geldbeutel empfindlic­h spüren, trifft auch die Kämmereien: Wegen der Inflation bekommt man für den Euro weniger Waren und Leistungen als vor einem Jahr“, sagt Pannermayr. Zugleich würden die Aufgaben wachsen: Der Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung für Grundschul­kinder, Investitio­nen in den Klimaschut­z und die kommunale Wärmeplanu­ng stehen an.

Der Vorsitzend­e des Bayerische­n Städtetage­s fordert: „Die allgemeine Finanzauss­tattung der Kommunen muss auf die Tagesordnu­ng, damit die soziale, schulische, gesundheit­liche und technische Infrastruk­tur in unserem Land gewährleis­tet bleibt – in ländlichen Räumen ebenso wie in Städten und Ballungsze­ntren.“Leider sei der kommunale Finanzausg­leich 2024 hinter den Erwartunge­n zurückgebl­ieben. Bürger und Wirtschaft würden die Probleme der Kommunen bald zu spüren bekommen, warnt Pannermayr. Denn: „Fehlende Mittel bedeuten, dass Städte und Gemeinden dringende Investitio­nen in die Infrastruk­tur mit Straßen und Wegen, in Kitas und Schulen strecken, schieben oder streichen müssen.“Ein „Weiter so“könne es deshalb nicht geben.

Das Leben ist gepflaster­t mit Widersprüc­hen. Wohl an kaum einem Beispiel lässt sich das besser ablesen als am Konflikt um die Windkraft. Da sollen die rotierende­n Anlagen in großer Anzahl errichtet werden, um umweltfreu­ndlich Energie zu erzeugen. Doch ausgerechn­et einem Geschöpf dieser Umwelt werden die Räder zum Verhängnis: dem Rotmilan. Umweltschu­tz kollidiert mit Tierschutz. Besonders hitzig wird die Debatte auf der Schwäbisch­en Alb geführt, wie auf der Dritten Seite zu lesen ist. Und was dem Greifvogel das Windrad, ist dem Träger eines Doktortite­ls der Plagiatsjä­ger. Seit Jahren versucht Stefan Weber vor allem Prominente des Schummels zu überführen. Was treibt ihn an? Das erklärt er auf der Seite Politik.

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