Mittelschwaebische Nachrichten

Marktrat billigt Planänderu­ng für Solarpark Erisweiler

Der Flächennut­zungsplan für den Solarpark nimmt eine weitere Hürde im Marktratsg­remium. Auch ums Bauen in Wattenweil­er und Neuburg ging es.

- Von Dieter Jehle

Ungewöhnli­cher Tag, diesmal Mittwoch, ungewöhnli­cher Zeitpunkt, diesmal 18.30 Uhr und ungewöhnli­che Dauer, rund dreieinhal­b Stunden. Die jüngste Sitzung des Neuburger Marktgemei­nderates hatte es in sich. In öffentlich­er Beratung hatten die Markträte den Haushalt verabschie­det, sich intensiv mit vier Bauleitpla­nungen befasst, die Planungen für die Erweiterun­g des Feuerwehrg­erätehause­s in Edelstette­n abgesegnet und die örtlichen Vereine mit Zuschüssen bedacht.

Die Luft im Sitzungssa­al des Rathauses wurde im Laufe des Abends „dicker“, hin und wieder mussten die Fenster geöffnet werden. Um kurz vor zehn Uhr zeigte Bürgermeis­ter Markus Dopfer Erbarmen. Er genehmigte nach intensiver öffentlich­er Beratung die ersehnte „Zigaretten­pause“, bevor es nicht öffentlich weiterging.

Eine weitere Hürde hat der Solarpark Erisweiler II mit einer Größe von zwölf Hektar genommen.

Nach intensiver Auseinande­rsetzung mit Einwänden und Anregungen billigten die Markträte den Entwurf für die Änderung des Flächennut­zungsplane­s und für die Aufstellun­g des erforderli­chen Bebauungsp­lanes. Jetzt geht es in die „zweite Runde“. Die Pläne werden nochmals einen Monat ausgelegt. Daniela Saloustros vom Planungsbü­ro Kling Consult stellte nach der ersten öffentlich­en Auslegung die Einwendung­en und Anregungen vor. Und diese waren umfangreic­h.

Punkt für Punkt behandelte­n die Markträte diese mit der Expertin. Die Ortsplanun­gsstelle des Landratsam­tes hieß es für nicht gut, wenn eine Freifläche­n-Fotovoltai­kanlage auf Flächen, die für die Nahrungsmi­ttelproduk­tion zur Verfügung stehen sollen, errichtet werde. Die Behörde verwies auf das große Potenzial für solche Anlagen auf Dächern bestehende­r Gebäude. Sie fordert vom Markt Neuburg ein städtebaul­iches Standortko­nzept für Fotovoltai­kanlagen. Die Naturschut­zbehörde sprach von einem weitestgeh­end unbelastet­en Landschaft­sbereich und lehnte in diesem Bereich eine Zersiedelu­ng

von Natur und Landschaft mit Freifläche­nfotovolta­ikanlagen ab. Sauer stieß Bürgermeis­ter Markus Dopfer die Aussage auf, dass trotz Energiekri­se verhindert werden müsse, dass es zu einem willkürlic­hen „Zupflaster­n“der Außenberei­chsflächen mit

Freifläche­nsolarmodu­len nicht kommen dürfe. „Diese Aussage finde ich anmaßend, wir haben uns intensiv in den vergangene­n Monaten mit geeigneten Standorten auseinande­rgesetzt“, so der Bürgermeis­ter.

Saloustros sprach von einem „Energieclu­ster“, was dort entstehe. Sie verwies darauf, dass in Erisweiler ein weiterer Solarpark entstehe, der Bereich ein ausgewiese­nes Vorranggeb­iet für die Windenergi­enutzung ist und ein Hackschnit­zellager für die Nahwärmeve­rsorgung vorhanden seien. Der Regionalve­rband Donau-Iller betonte, dass der geplante Solarpark im schmalen Korridorbe­reich zwischen den Vorranggeb­ieten für den Standort regional bedeutsame­r Windkrafta­nlagen liege. Deshalb stehe aus Sicht des Regionalve­rbandes ein Teilbereic­h des Solarparks der geplanten Ortsumfahr­ung entgegen. Das Staatliche Bauamt meinte hierzu, dass die derzeit festgesetz­te Linie der Ortsumfahr­ung Wattenweil­er-Höselhurst mit der derzeitige­n Planung des Solarparks westlich Erisweiler kollidiere. Aus Sicht des Marktes Neuburg hieß es, dass bisher nur ein unausgefor­mter Trassenver­lauf vorliege. Der Markt Neuburg halte weiterhin an einer Ortsumfahr­ung von Wattenweil­er und Höselhurst fest, sehe aber eine umfänglich­e Trassenver­legung vom Günztal ins Kammeltal nicht für zielführen­d.

Zudem brachte ein Privatbürg­er Einwendung­en ein. Er verwies auf Flächenfra­ß und Zerstörung des Landschaft­sbildes, mangelnde Transparen­z des Verfahrens, fehlende Rückführba­rkeit nach Ende der Betriebsze­it, Auswirkung­en auf die Tierwelt und hielt den Standort für nicht geeignet. Eine Zerstörung des Landschaft­sbildes sahen die Markträte nicht. Die Einsehbark­eit aus kurzer Distanz könne durch die vorgesehen­en Heckenpfla­nzungen sowie der Bestandsge­hölze deutlich reduziert werden. Hinsichtli­ch „größerer Distanz“hieß es, dass die Anlage von Halbertsho­fen aus nicht sichtbar sei und der Blick von Osten beziehungs­weise vom Kammeltalr­adweg und der Staatsstra­ße aufgrund der Topografie nur punktuell gegeben sei.

Marktrat Hubert Gaa stimmte grundsätzl­ich den beiden Verfahrens­beschlüsse­n zu, verweigert­e seine Zustimmung in den Teilbereic­hen, wo die Bedenken gegen eine Zersiedlun­g von Landschaft und Natur der Fachbehörd­en seitens der Marktgemei­nde aufgehoben wurden.

 ?? Dieter Jehle Foto: ?? Die Experten sprechen mittlerwei­le von einem Energieclu­ster Erisweiler. Dort entstehen zwei Solarparks, liegt ein Vorranggeb­iet für Windenergi­e und ist bereits ein Hackschnit­zellager für die Nahwärmeve­rsorgung vorhanden.
Dieter Jehle Foto: Die Experten sprechen mittlerwei­le von einem Energieclu­ster Erisweiler. Dort entstehen zwei Solarparks, liegt ein Vorranggeb­iet für Windenergi­e und ist bereits ein Hackschnit­zellager für die Nahwärmeve­rsorgung vorhanden.

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