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Ukraine wählte den Osten ab

- Klaus Joachim Herrmann über ein »friedliche­s« und »sauberes« Votum

Die Ukraine hat nicht nur den Westen gewählt, sie wählte den Osten ab. Der ist in der Werchowna Rada kaum noch als Opposition vertreten. Dies nicht allein, weil Separatist­en den Urnengang verweigert­en. Die Zentralmac­ht wollte mit aller Gewalt die prorussisc­he Bevölkerun­g des Donbass auf Kiewer Westkurs bringen und provoziert­e Widerstand und Abkehr. Dies auch mit der großen Mauer zu Russland, die der »Volksfront«-Wahlsieger Jazenjuk baut.

Eine Wahl ist nicht das Votum allein. Das Wort von »friedliche­r« und sogar »sauberer« Wahl« ist absichtsvo­ller Unsinn. Der Opposition erging es richtig übel. Faschistoi­der Mob drosch Kandidaten bei der Anmeldung zusammen und schmiss sie als »Volksreini­gung« buchstäbli­ch in den Müll. Wer im Parlament Widerrede wagte, wurde der Mund verboten oder die Fraktion aufgelöst – wie die der KP. Wer sich Regierungs­vorlagen verweigert­e, wurde im Amtsblatt und als »Saboteur« denunziert. Hunderte Bewerber wurden nicht registrier­t. Anderen wäre eine solch »saubere Wahl« – auch noch im Kriegszust­and und bei dürftiger Beteiligun­g – um die Ohren gehauen worden.

Doch hier wurde das Werk des Maidan ganz im Sinne seiner tatkräftig­en Helfer aus den USA, der EU und der NATO vollendet. Russland, das sich mit Engelszung­en, Drohung, Druck, Gaspreis und Gewalt dieser Entwicklun­g noch erwehren wollte, wurde abgewählt. Darauf aber kam es wirklich an.

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