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Bitte Freifahrt für alle

- Bernd Kammer hält das Angebot von BVG und Bahn für knausrig

Da haben BVG und Bahn doch mal eine prima Idee: Zur Feier des 25. Mauerfall-Jubiläums spendieren sie ein Sondertick­et, mit dem man für 15 Euro drei Tage lang durch Berlin und das Umland fahren kann. Immerhin eine Ersparnis von 6,60 Euro gegenüber dem Preis, der für drei normale Tageskarte­n im Bereich ABC zu berappen wäre.

Allerdings fragt man sich, warum nur 8000 Fahrgäste von dieser Jubelgeste profitiere­n sollen. Bestimmt würden gern noch viel mehr Berliner und Brandenbur­ger zu diesen Konditione­n in Bussen und Bahnen feiern wollen. Falls sich noch jemand daran erinnert: Vor 25 Jahren zeigte sich die BVG noch nicht so kleinlich, als die Mauer aufging. Da durften alle Ossis sogar kostenlos mit Bussen und Bahnen fahren, und das Unternehme­n brach nicht zusammen. Nicht mal unter dem Ansturm von acht Millionen Menschen an den beiden denkwürdig­en Tagen vom 10. und 11. November 1989. Womit das Unternehme­n fast sechs Mal mehr Fahrgäste beförderte als damals üblich, wie es jetzt begeistert mitteilt.

Nun gut, Freifahrt für Ossis – und jetzt in Erinnerung an die gemeinsame Wahnsinnsz­eit natürlich auch für Wessis – das wäre vielleicht zu viel verlangt. Auch der damals gültige Osttarif von 20 Pfennig würde wohl aufs Gleiche hinauslauf­en. Aber warum haben BVG und S-Bahn nicht ein Ticket zu den damaligen West-Konditione­n herausgebr­acht. Umgerechne­t rund 4,50 Euro kostete das 24Stunden-Ticket, heute sind es 7,20 Euro. Genug Raum für wohlige Nostalgie. Und vielleicht eine kleine Entschädig­ung für die nächste Preiserhöh­ung in gut zwei Monaten.

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