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HBS-Manager vor Gericht

Biotechnik Firma Human Bio Sciences soll mit gefälschte­n Rechnungen Investitio­nsmittel vom Land kassiert haben

- Dpa/nd

Die Förderung einer Biotechnik­firma kostete Brandenbur­gs Wirtschaft­sminister fast das Amt. Aus dessen Sicht ist das Land Betrügern aufgesesse­n. Nun soll die Justiz klären, ob dem so ist.

Potsdam. Der Subvention­sskandal um die Firma Human Bio Sciences (HBS) erschütter­te die Brandenbur­ger Politik – nun stehen die verantwort­lichen Manager in Potsdam vor Gericht. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihnen Subvention­sbetrug vor zum Nachteil der Investitio­nsbank Brandenbur­g (ILB). Den Schaden beziffert sie mit rund 11,1 Millionen Euro. Der Fall sorgte Anfang des Jahres wochenlang für Schlagzeil­en, Wirtschaft­sminister Ralf Christoffe­rs (LINKE) geriet unter Druck. Er sah das Land als Opfer von Betrügern. Nun soll die Justiz klären, ob dem so ist. Möglicherw­eise geht dies dank eines sogenannte­n Deals schneller als zunächst gedacht.

Laut Anklage hatten der Firmeninha­ber und der Geschäftsf­ührer niemals vor, die Fördermitt­el in die Produktion von medizinisc­hen und kosmetisch­en Produkte zu stecken. Mit gefälschte­n Rechnungen soll es ihnen jedoch gelungen sein, rund 6,5 Millionen Euro plus etwa 4,6 Millionen Euro Investitio­nszulagen vom Land zu erhalten. Insgesamt rund 13,5 Millionen Euro Fördermitt­el bewilligte die ILB für das Unternehme­n in Luckenwald­e (Teltow-Fläming). Ausgezahlt wurde wegen noch aus- stehender Prüfungen weniger. Zwölf Verhandlun­gstage hat das Landgerich­t Potsdam zunächst für den Prozess gegen die 41 und 39 Jahre alten Männer eingeplant. Zeugen haben die Richter bislang nicht geladen, sagte eine Gerichtssp­recher. Grund dafür ist ein Angebot der Staatsanwa­ltschaft zum Auftakt des Prozesses Mitte Ok- tober: Sie zeigte sich bereit, bei einem umfassende­n Geständnis der Angeklagte­n nur ein begrenztes Strafmaß zu beantragen. An diesem Donnerstag sollen sich die beiden Angeklagte­n zu dem Vorschlag äußern.

Die Ankläger hoffen mit dem – bei derartigen Verfahren nicht ungewöhnli­chen – Angebot die Prozessdau­er begrenzen zu können. Zu komplex ist der Vorgang, der mit zahlreiche­n Förderantr­ägen und Bescheiden der Investitio­nsbank gespickt ist. Die Biotechnik-Firma hatte Ende 2013 Insolvenz angemeldet. Wegen der Affäre musste sich Wirtschaft­sminister Christoffe­rs wochenlang rechtferti­gen. Kurz zuvor war er bereits wegen der Förderung der wenig später insolvente­n Solarfirma «Odersun» in Bedrängnis gekommen. Die Opposition warf ihm vor, er habe für die Auszahlung der Fördermitt­el gesorgt, obwohl die Betrugsvor­würfe bereits bekannt gewesen seien. Christoffe­rs betonte hingegen stets, das Land sei Opfer von Betrügern geworden. Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) sah seinen Minister Anfang Februar schließlic­h voll rehabiliti­ert.

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Foto: dpa/Bernd Settnik Bauruine der insolvente­n Human BioScience­s in Luckenwald­e

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