Schwärmerei für einen Naturpark
Die Dübener Heide wird zum Crowfunding-Modellprojekt
In Zeiten knapper werdender öffentlicher Gelder droht gerade jenen Seiten des Gemeinwohls die Geringschätzung, auf deren Werden und Gelingen keine gesetzlichen Zwänge drängen. Hierzu gehören etwa Projekte, die zwar edel und sehr zeitgemäß klingen, sich aber schwer profitabel vermarkten lassen – Naturparks zum Beispiel. Darunter versteht man grüne Kulturräume, die erst durch ständige Nutzung und Bewirtschaftung ihre heutige Gestalt erhalten haben, nun aber möglichst noch so viel Ursprünglichkeit bewahren sollen, dass sie nachhaltig touristisch attraktiv bleiben.
Dass die Reglementierung in diesen Gebieten – im Gegensatz etwa zu deutlich strenger geschützten Nationalparks – nicht allzu stark sein kann, lässt sich allein daran ablesen, dass die momentan 104 Naturparks in Deutschland ein Viertel des gesamten Bundesterritoriums einnehmen. Obwohl die Ziele von Land zu Land variieren, geht es um einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gefilde, in denen dank durchdachter Eingriffe (oder auch Nicht-Eingriffe) eine überdurchschnittliche Arten- und Biotopvielfalt erhalten bleiben soll. Man ahnt: Auch das kostet Geld.
So kam man im sparwütigen Bundesland Sachsen jüngst auf eine Idee, die sich die Regierenden in der ambitionierten Startup-, Kunst- und Nischenszene abgeschaut haben: Schwarmfinanzierung, auf Neudeutsch bekannt als Crowdfunding. Interessierte Privatpersonen, die von der Zukunft eines bestimmten Projektes überzeugt sind, ermöglichen dabei durch viele zweckgebundene Kleinbis Kleinstbeträge dessen tragfähige Finanzierung. Im Gegenzug erwerben sie an dem Vorhaben meist eine Beteiligung. Kontakt und Kommunikation zwischen den Geldgebern und den Geldneh-
Auf der Finanzierungsplattform, die gegenwärtig entsteht, ist jeder willkommen.
mern läuft dabei über eine Internetpattform.
Diese neuen Alimentierungsund Beteiligungsformen künftig auch für den Naturschutz sowie die Regional- und Heimatentwicklung zu nutzen, das ist Anliegen eines sächsischen Modellprojektes im Naturpark Dübener Heide. Auf der Finanzierungsplattform, die dazu gegenwärtig entsteht, ist jeder willkommen, der sich mit seinen persönlichen Interessen und Leidenschaften im Naturpark einbringen möchte. Das kann die Betreuung eines Biberreviers oder eines wertvollen Naturdenkmals sein, Mitwirkung bei der Markierung von Wanderwegen oder bei der Unterstützung kultureller Veranstaltungen in den Heidedörfern. Neben finanziellen Beiträgen werden dabei – bundesweit erstmals bei einem solchen regionalen Vorhaben – auch Beteiligungen durch »Zeitspenden« möglich: Es geht hier also um handfestes MitmachEngagement.
Der Naturpark Dübener Heide wird dabei nicht zufällig zum Experimentierfeld im Rahmen der sächsischen Initiative »Engagement 2020«, die es so ähnlich auch schon etwa in Hamburg gibt. Denn er war der erste Naturpark Deutschlands, der einst aufgrund von Bürgerinitiativen, also nicht regierungsamtlich entstand. Um das weitere Voranschreiten und Übergreifen des Braunkohlebergbaus in der unmittelbaren Nachbarschaft zu verhindern, hatten engagierte Anrainer bereits 1990 erste Bürgergruppen hierfür gebildet.