Wohltutäter
Er wolle sein gesamtes Vermögen gemeinnützigem Zweck spenden, ließ Tim Cook wissen – abzweigen will er nur das Geld für die Ausbildung eines Neffen. Zwar nimmt sich das Vermögen des Apple-Chefs – gemessen etwa an den acht Milliarden, die sein 2011 gestorbener Vorgänger Steve Jobs hinterließ, und zwar seiner Familie – geradezu bescheiden aus: gerade mal 120 Millionen USDollar. Doch erstens brauchen Tellerwäscher auch in den USA schon eine Menge Zeit, um auf diese Summe zu kommen. Zweitens gibt es noch 665 Millionen an Anteilen, die irgendwann auch zu Geld werden können. Und drittens kommt es auf die Geste an.
Mancher mag in ihr sogar den Beweis sehen, dass der Mensch im Grunde gut ist und die Welt gar nicht so schlecht. Und es gibt ja weitere Fälle, wie Superreiche plötzlich zu Beispielen an Selbstlosigkeit wurden. MicrosoftGründer Bill Gates, der eine Stiftung für Afrika schuf, oder Warren Buffett, der an die 40 Milliarden Dollar schwere Großinvestor, der eine ganze Organisation für spendenfreudige Multimillionäre ins Leben rief. Die Begründung, mit der Tim Cook seine Ankündigung würzte, bietet zusätzlich Gelegenheit, auf den Sieg des Guten in der Welt zu wetten. Er wolle der »Kieselstein im Teich sein, der die Welle für Veränderungen auslöst«, so Cook.
Nun gibt es ja keinen Grund, an seinen selbstlosen Motiven zu zweifeln, auch wenn nahmhafte Autoren vorrechnen, dass Altruismus auch nur eine Art von Investition ist, die sich am Ende rechnet. Der Sohn eines Werftarbeiters und einer Apothekergehilfin kennt auch den Blick aus bescheidener Perspektive und hat mehrfach Belege seiner mitleidenden Seele geliefert. Dem todkranken Steve Jobs bot er einen Teil der eigenen Leber an, und sein Comingout begründete er damit, anderen Schwulen damit das Leben im konservativen Alabama erleichtern zu wollen. Der Kiesel macht halt Wellen. Und wenn bei einer Charity-Auktion ein halbstündiges Gespräch mit Cook kürzlich den Gewinner noch 610 000 Dollar kostete, wird das bald nicht mehr reichen.