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Resolution­en statt Politik

Thüringer Richtungss­treit in der »Alternativ­e für Deutschlan­d« spaltet die gesamte Partei

- Von Sebastian Haak, Erfurt

Ein Brief von AfD-Co-Chef Konrad Adam soll den Richtungss­treit in der Partei beenden. Der hatte seinen Ausgang in Thüringen und bringt neben der AfD-Fraktion im Landtag der gesamten Partei Probleme.

Nach außen bemühten sich die Parlamenta­rier der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) auf der jüngsten Plenarsitz­ung im Thüringer Landtag, Alltag zu demonstrie­ren. Dabei ist der Machtkampf zwischen zwei Flügeln voll entbrannt, seit AfDFraktio­nschef Björn Höcke der Parteiführ­ung vorgeworfe­n hatte, sie habe das ursprüngli­che Ziel einer grundsätzl­ichen Wende verraten. 1650 AfD-Mitglieder haben Höckes »Erfurter Resolution« seither unterzeich­net. Annähernd so viele Parteimitg­lieder setzten ihre Unterschri­ft inzwischen unter eine wenige Tage später formuliert­e Gegenresol­ution, die vor populistis­chen Ten- denzen warnt. Zu den Erstunterz­eichnern der »Deutschlan­d Resolution« gehören Jens Krumpe und Oskar Helmerich. In ihrem Papier heißt es heißt es: »Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Wer die sogenannte Erfurter Resolution unterschre­ibt, dem passt die Richtung der AfD nicht. Der will eine andere AfD, eine AfD der flachen Parolen und der schrillen Töne. Der will die Partei auf Provokatio­n und Protest verengen. Der schlägt allen Parteimitg­liedern ins Gesicht, die derzeit sachlich und konstrukti­v an einem Parteiprog­ramm arbeiten, dessen thematisch­e Breite einer Volksparte­i würdig ist.«

Höcke hatte kürzlich erklärt, seine Resolution »will nicht spalten«. Ohnehin sehe er in seiner Partei keinen Kampf zwischen einem konservati­ven und einem wirtschaft­sliberalen Flügel, sondern bestenfall­s Unterschie­de zwischen solchen, die die Politik in Deutschlan­d wirklich reformiere­n wollten, und solchen, die sich dem etablierte­n Politikbet­rieb schnell anpassen wollten. Gemeinsam mit seinen Mitunterze­ichnern – darunter auch Thüringer AfD-Abgeordnet­e wie Corinna Herold, Stefan Möller und Wiebke Muhsal – warnt er davor, dass »das Projekt« Alternativ­e für Deutschlan­d »in Gefahr« sei. Die Politiker diagnostiz­ieren mit dem Papier den Versuch einiger AfD-Mitglieder, die etwa zwei Jahre alte Vereinigun­g »zu einer technokrat­isch ausgericht­eten Partei« zu machen, und fordern unter anderem, die AfD wieder »als grundsätzl­iche, patriotisc­he und demokratis­che Alternativ­e zu den etablierte­n Parteien« auszuricht­en. Das bedeute auch, die Partei zu einer »Bewegung unseres Volkes gegen die Gesellscha­ftsexperim­ente der letzten Jahrzehnte« zu machen. Die AfD müsse eine »Widerstand­sbewegung gegen die weitere Aushöhlung der Souveränit­ät und der Identität Deutschlan­ds« sein.

Durch Medienberi­chte und Parlamente geistern inzwischen die Gerüchte, die Thüringer AfD-Fraktion stehe vor der Spaltung. Die Mehrheit der AfD-Parlamenta­rier habe Krumpe und Helmerich demzufolge in einem Brief aufgeforde­rt, ihre Positionen in den Fachaussch­üssen des Parlaments zu räumen. Zudem soll ihnen mit dem Ausschluss aus der Fraktion gedroht worden sein.

Am vergangene­n Wochenende wollte offiziell niemand aus der Fraktion zu diesen Meldungen Stellung nehmen. Eine Fraktionss­precherin sagte lediglich, man kommentier­e grundsätzl­ich keine internen Angelegenh­eiten. Die Fraktion sei »voll ar- beitsfähig«. Die Existenz eines Schreibens an Krumpe und Helmerich wollte sie weder bestätigen noch dementiere­n, während es in Fraktionsk­reisen hieß, dass es ein solches Schreiben gibt.

Der AfD-Co-Vorsitzend­e Konrad Adam hält es angesichts dieses Richtungss­treites in der Partei zumindest für nötig, die Parteimitg­lieder ernsthaft zu ermahnen. In einem Brief, der am Freitag an alle Parteimitg­lieder ging, schreibt er, der aktuelle Machtkampf habe der Partei massiv geschadet. Parteichef Bernd Lucke rechnet trotz allem nicht mit einem Auseinande­rbrechen der AfD in eine bürgerlich-liberale und eine nationalko­nservative Partei. »Das würde ich ausschließ­en«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Frauke Petry, neben Adam und Lucke das dritte Mitglied im Führungstr­io der AfD, hatte Lucke diese Woche in einem Interview aufgeforde­rt, mehr »Willen zur Integratio­n« unterschie­dlicher Meinungen und Flügel zu zeigen.

Durch Medienberi­chte und Parlamente geistern inzwischen Gerüchte, die Thüringer AfD-Fraktion stehe vor der Spaltung.

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