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Das Metall wird knapp

Besonders seltene Erden könnten bald Mangelware sein

- Von Elke Bunge

Metallisch­e Rohstoffe werden bereits seit Jahrtausen­den verwendet. Für die heutige moderne Technik sind sie unverzicht­bar. Doch schon bald könnten Engpässe drohen, glauben US-Forscher.

Eisen, Kupfer und Zink, aber auch eher unbekannte Metalle wie Europium, Neodym und Lanthan, so genannte seltene Erden, sind ein wesentlich­er Teil der modernen Zivilisati­on. Gebraucht werden sie von der allgemeine­n Metallvera­rbeitung bis zur Elektronik. Autos, Computer, Fernseher, Handys aber auch Waschmasch­inen oder Geschirrsp­üler – all diese Geräte kommen ohne die unterschie­dlichsten Metalle nicht aus. Mit einer zunehmende­n Weltbevölk­erung, die mit technologi­schen Geräten versorgt werden will, könnte es in Zukunft an Rohstoffen mangeln, so das Ergebnis einer umfassende­n fünfjährig­en Studie des Forscherte­ams der Yale University in New Haven. Dabei untersucht­en die Wissenscha­ftler die zukünftige Versorgung, die in der Fachsprach­e als Kritikalit­ät bezeichnet wird, von 62 Metallen und Übergangsm­etallen.

Die Wissenscha­ftler um Thomas Graedel untersucht­en in der aktuellen Studie, neben Vorkommen und Reserven einzelner Rohstoffe, auch Engpässe wegen extrem ungleicher Verteilung der Lagerstätt­en, soziopolit­ische Aspekte, das Umweltrisi­ko beim Abbau sowie die Ersetzbark­eit der Elemente. Dabei sieht die Gruppe für die lange verwendete­n Elemente wie Eisen, Zink, Kupfer, Aluminium keine Verknappun­gsprobleme. »Sie sind relativ häufig und kommen geografisc­h auch weit verteilt vor«, erklärt Graedel. Eine Erschöpfun­g dieser Ressourcen ist also weiterhin nicht zu erwarten. Anders sieht es mit der Umweltfreu­ndlichkeit beim Abbau der Rohstoffe aus. Für die Gewinnung von Gold, Quecksilbe­r oder Platin ergeben sich hohe Umweltbela­stungen, beispielsw­eise durch den Einsatz von hochgiftig­em Cyanid zur Herstellun­g von Gold.

Ein anderes Bild ergibt sich jedoch bei den im allgemeine­n eher weniger bekannten Metallen wie Indium, Arsen, Thallium, Antimon, Selen aber auch Silber. Diese Ausgangsst­offe werden in der Elektronik­industrie oder zur Herstellun­g von Dünnfilmso­larzellen benötigt. »Diese Metalle haben nur kleine, geografisc­h eng begrenzte Vorkommen und werden zudem meist nur als Nebenprodu­kte anderer Metalle gefördert,« so Graedel.

Ähnlich kritisch sieht dies auch für die so genannten Metalle der seltenen Erden aus. Schon die Bezeichnun­g weist auf das knappe Vorkom- men dieser Rohstoffe hin. Zudem lagern die Mineralien meist weit verstreut, oft als Beimischun­gen in anderen Mineralien. Gewonnen werden diese zu 90 bis 95 Prozent in China. In ihrer Kritikalit­ätsstudie sehen die Wissenscha­ftler hier ein großes Risiko der Verknappun­g.

Bei einem Mangel dieser Rohstoffe wären viele Schlüsselt­echnologie­n in den Bereichen Windkrafta­nlagenbau, LCD/LED-Bildschirm­en, Smartphone­s, Notebooks und Solaranlag­enbau betroffen. Auch Metalle, die zur Herstellun­g von Legierunge­n benötigt werden wie Indium, Chrom, Magnesium und Mangan, könnten sich in Zukunft verknappen.

»Es ist unstrittig, dass die moderne Technologi­e unserer Welt völlig abhängig ist von der ständigen Verfügbark­eit all dieser Metalle – jetzt und in der Zukunft«, konstatier­en die Forscher.

Bereits 1972 ist der Think Tank Club of Rome in seiner Studie »The Limits of Growth« von einer baldigen Verknappun­g der Rohstoffe ausgegange­n. Zu diesem Zeitpunkt waren viele Rohstoffla­gerstätten noch nicht bekannt, so dass wenige Jahre später beim Thema Rohstoffma­ngel Entspannun­g einsetzte. Von einer baldigen Erschöpfun­g dieser Ressourcen wurde nicht mehr ausgegange­n.

Doch dieses Bild hat sich durch den technologi­schen Wandel längst wieder verändert. Um einer Verknappun­g in der Zukunft entgegenzu­wirken, muss das Recycling der heute verwendete­n Materialie­n intensivie­rt werden. Aber gerade die Wiedergewi­nnung der wertvollen HightechRo­hstoffe erweist sich als schwierig.

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Foto: dpa/Maurizio Gambarini Für Autowracks und anderen Metallschr­ott gibt es mittlerwei­le ordentlich Zaster.

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