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Oranje bangt ums EM-Ticket

In der EM-Qualifikat­ion rettet Klaas-Jan Huntelaar den Niederländ­ern mit seinem Treffer zum 1:1 gegen die Türkei einen wichtigen Punkt

- Von Sebastian Stiekel, Amsterdam dpa/nd

Nach dem peinlichen 1:1 in Amsterdam gegen die Türkei droht Bondscoach Guus Hiddink und seinen Niederländ­ern ein vorzeitige­s Scheitern in der Qualifikat­ion zur EM 2016.

Klaas-Jan Huntelaar wusste auch lange nach dem Abpfiff noch nicht, ob er sich nun freuen oder ärgern sollte. Der Torjäger von Schalke 04 hatte den Niederland­en gerade durch sein Tor in der Nachspielz­eit ein glückliche­s 1:1 (0:1) gegen die Türkei gerettet. Aber jedem bei den Oranjes war klar, dass dieser Treffer viel zu wenig war für die hohen Ansprüche eines Weltmeiste­rschafts-Dritten. Nicht genug, um den Anschluss an die Spitze der vermeintli­ch so leichten EM-Qualifikat­ionsgruppe A wieder herstellen zu können. Und erst recht nicht genug, um den umstritten­en Bondscoach Guus Hiddink aus der medialen Schusslini­e zu ziehen.

»Oranje blamiert sich erneut«, schrieb die Zeitung »De Volkskrant« am Sonntag. »Die Niederland­e leben noch, aber laufen schwankend Richtung Frankreich«. Fünf Punkte Rückstand hat der große Favorit dieser Gruppe jetzt auf einen der beiden direkten Qualifikat­ionsplätze für die EM 2016. Hiddinks »Elftal« konnte am Samstagabe­nd in Amsterdam nicht einmal die Steilvorla­ge nutzen, die Tabellenfü­hrer Tschechien ihr wenige Stunden zuvor beim 1:1 ge- gen Lettland geliefert hatte. »In der Kabine haben wenige gelacht. Ich auch nicht«, sagte Bas Dost. Der Stürmer vom VfL Wolfsburg hatte nach seiner Einwechsel­ung in der 63. Minute sein Länderspie­l-Debüt gefeiert.

Und Huntelaar? Der Bundesliga­Profi war einer der wenigen, die noch Zuversicht versprühte­n an diesem nächsten enttäusche­nden Abend. »Wir haben wirklich nicht gut gespielt. Aber aus so einem Spiel noch einen Punkt mitzunehme­n, ist ein Bonus«, meinte er. Damit lag der Schalker in etwa auf einer Linie mit seinem heftig kritisiert­en Coach. »Wenn wir dieses Spiel verloren hätten, hätten wir auch alle Hoffnungen auf die EM verloren«, meinte Hiddink. »Aber so könnte das am Ende der Qualifikat­ion noch ein sehr wichtiger Punkt sein.«

Immerhin braucht sich der 68-Jährige offenbar noch keine Sorgen über eine sofortige Entlassung zu machen. Der niederländ­ische Verband hatte ihm erst im Herbst das Vertrauen ausgesproc­hen. Und auch seine Spieler rücken nicht von ihm ab. »Wir stehen hinter Guus Hiddink«, sagte Georginio Wijnaldum nach dem Spiel gegen die Türkei. Und auch Kapitän Wesley Sneijder betonte: »Dieser Punkteverl­ust liegt nicht am Bondscoach. Hiddink muss mit den Mitteln arbeiten, die er hat.«

Vordergrün­dig ist das ein Hinweis auf die wichtigen Ausfälle bei den Niederländ­ern vor diesem Spiel. In Arjen Robben von Bayern München und Robin van Persie von Manchester United sind die beiden bekanntest­en Spieler zurzeit verletzt. Hinzu kommt aber noch, dass Hiddink längst nicht mehr eine so große Auswahl an Weltklasse­spielern zur Verfügung hat wie viele seiner Vorgänger.

Wichtige Profis wie Huntelaar und Sneijder sind mittlerwei­le jenseits der 30, andere wie der frühere Schalker Ibrahim Afellay (Olympiakos Piräus) in bestenfall­s zweitklass­ige Ligen abgetaucht. »Wir müssen nicht glauben, dass wir immer noch zur Spitze von Europa gehören«, sagte Hiddink. »Man muss die Dinge realistisc­h sehen.« Am Dienstag treffen die Niederländ­er in einem Freundscha­ftsspiel auf Spanien – eine andere Fußballgro­ßmacht, die sich zurzeit in einem Umbruch befindet. »Natürlich kriege ich diese Mannschaft noch hin. Ich weiß nur noch nicht genau, wie«, meinte Hiddink.

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Foto: dpa/Keon van Weel Traf gegen die Türkei: Klaas-Jan Huntelaar (r.)

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