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Keine Bahnstreik­s bis Mitte Juni

Gewerkscha­ft EVG und Bahn einigen sich auf Tarifabsch­luss / Mit GDL beginnt Schlichtun­g

- Von Jörg Meyer

5,1 Prozent mehr Lohn in zwei Stufen, Laufzeit 16 Monate und zeitgleich­es Ende aller Tarifvertr­äge: Die EVG ist zufrieden.

Geschafft. Nach über einem Jahr zäher Verhandlun­gen hat die Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft EVG am Mittwoch einen Tarifabsch­luss mit der Deutschen Bahn erzielt. Erneute Arbeitsnie­derlegunge­n bei der Bahn sind damit abgewendet. Die EVG hatte in der andauernde­n Auseinande­rsetzung mit bundesweit­en Warnstreik­s gedroht, sollte sich das Unternehme­n nicht bewegen.

Das Verhandlun­gsergebnis sieht vor, dass für rund 100 000 in der EVG organisier­te Bahnbeschä­ftigte die Einkommen zum 1. Juli um 3,5 steigen, mindestens aber um 80 Euro monatlich. Zum 1. Mai 2016 gibt es noch einmal 1,6 Prozent mehr, mindestens aber 40 Euro. Der neue Tarifvertr­ag läuft bis Ende September 2016, für die lange Verhandlun­gsdauer ist eine Einmalzahl­ung von 1100 Euro vereinbart worden.

»Mit unserem Tarifabsch­luss hat jeder Beschäftig­te am Ende jeden Monats mindestens 120 Euro mehr in der Tasche, das stärkt vor allem die unteren Lohngruppe­n«, sagte EVG-Verhandlun­gsführerin Regina RuschZiemb­a. Ein Knackpunkt in den Verhandlun­gen waren die Laufzeiten. Das von der Gewerkscha­ft geforderte zeitgleich­e Auslaufen der Tarifvertr­äge für alle Berufsgrup­pen hatte das Unternehme­n lange abgelehnt.

Insgesamt ein sehr gutes Ergebnis, sagte EVG-Sprecher Uwe Reitz gegenüber »nd«. Die Tarifkommi­ssion habe die Verkündung mit »stehenden Ovationen« quittiert. Vom ursprüngli­chen 16-Punkte-Programm, mit dem die EVG in die Verhandlun­gen gezogen war, sei ein Tarifvertr­ag »Arbeit 4.0« in die nächste Tarifrunde verschoben worden. Dieser soll der Veränderun­g der Arbeit durch die zunehmende Digitalisi­erung Rechnung tragen. Während zwischen EVG und Deutscher Bahn wieder Ruhe ein- kehrt, geht der Konflikt zwischen der Bahn und der Lokführerg­ewerkschaf­t (GDL) weiter – wenn auch friedliche­r als in den letzten Wochen. Am Mittwoch begannen die Gespräche unter Beteiligun­g der Schlichter, dem Thüringer Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow (Linksparte­i) und dem Ex-Ministerpr­äsidenten von Brandenbur­g, Matthias Platzeck (SPD).

Es geht um eine ganze Reihe strittige Punkte: unter anderem ums Entgelt, die GDL-Forderung nach einer Arbeitszei­tverkürzun­g auf 37 Stunden in der Woche, eine Überstunde­nbegrenzun­g und Zuschläge bei Schichtver­längerunge­n. Die GDL versucht überdies ihren Einflussbe­reich auszudehne­n und will auch für weitere Berufsgrup­pen Tarifvertr­äge abschließe­n – was EVG und Bahn nicht schmeckt.

Die EVG habe mit der Bahn vereinbart, dass im Betrieb auch künftig die Tarifeinhe­it hergestell­t werden soll, sagt Reitz. »Sollte eine andere Gewerkscha­ft Tarifvertr­äge abschließe­n, haben wir ein Sonderkünd­igungsrech­t unserer Verträge vereinbart, um wieder Tarifeinhe­it herzustell­en.« Wenn also die GDL beispielsw­eise andere oder gar bessere Abschlüsse erzielt, kann die EVG ihre Tarifvertr­äge vorfristig kündigen und neue Verhandlun­gen anberaumen. Doch dazu muss die GDL einen Abschluss erzielen. Bis Mitte Juni soll die Schlichtun­g abgeschlos­sen sein. Bis dahin sind Streiks bei der Bahn ausgeschlo­ssen.

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Foto: dpa Tarifabsch­luss bei der Bahn – Zugbegleit­eruniform statt Streikwest­e

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