nd.DerTag

Czajas Risiko

- Martin Kröger über das seltsame Krisenmana­gement des Senators

Nach der Parlaments­sitzung am Mittwoch gab sich Sozialsena­tor Mario Czaja (CDU) betont gelassen. »Ziel des Sonderauss­chusses war der Sonderauss­chuss«, sagte das ambitionie­rte CDU-Talent. Soll wohl heißen: Die Opposition versuchte in der Öffentlich­keit ein paar billige Punkte zu machen, aber inhaltlich gab es nichts Neues. Also alles »Effekthasc­herei«, wie es Czaja sieht?

Tatsächlic­h wurden am Mittwoch kaum neue Details von der Opposition in der sogenannte­n LAGeSo-Affäre genannt, in der es um die Vorwürfe geht, dass die Landesbehö­rde und ihr Präsident Franz Allert möglicherw­eise private Unternehme­n bei der Vergabe von Flüchtling­sunterkünf­ten in Berlin bevorteilt haben könnten. Was im vergangene­n Herbst als »Patenschaf­tsaffäre« des LAGeSoPräs­identen Franz Allert begann, dessen Patensohn Tobias Dohmen Geschäftsf­ührer des Flüchtling­sheimbetre­ibers Gierso ist, hat sich allerdings inzwischen zu einem kaum noch zu kalkuliere­nden politische­n Risiko für Czaja entwickelt, der die politische Verantwort­ung für das mögliche LAGeSo-Wildwest trägt. Seit Monaten bekommt er seinen Laden nicht in den Griff und jetzt fängt offenbar auch noch das Finanzkapi­tal an, mit der Not der Flüchtling­sunterbrin­gung zu spekuliere­n. Mit dem von Czaja in Aussicht gestellten »Paradigmen­wechsel« hat das nichts zu tun.

Angesichts dessen mutet das Schweigen des Senators vom Mittwoch seltsam an. Warum etwa werden die Zwischenbe­richte der Wirtschaft­sprüfer quasi als Verschluss­sache deklariert? Spätestens im Juni werden die Details sowieso öffentlich. Sind die Inhalte vielleicht doch nicht so brisant? Mit seiner Vorgehensw­eise jedenfalls rückt sich der Senator selbst immer weiter ins Zentrum der Affäre. Alle Augen, nicht nur der Opposition, sind jetzt auf ihn gerichtet.

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