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Guter Draht zum Parteisekr­etär

Ministerpr­äsident Woidke begibt sich für eine Woche auf Dienstreis­e nach China

- Von Wilfried Neiße

Wenn Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) dienstlich nach China reist, geht es vor allem um Wirtschaft­sfragen. 2014 erreichten die Exporte Brandenbur­gs 214 Millionen Euro, da ist noch Luft nach oben.

Von diesem Freitag an wird Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) gemeinsam mit einer 40-köpfigen brandenbur­gischen Wirtschaft­sdelegatio­n sieben Tage an fünf Standorten in China verbringen. Und er werde dabei gern als »Türöffner« fungieren, wie er am Mittwoch sagte. Das Interesse« der märkischen Wirtschaft am chinesisch­en Markt sei »riesengroß« und chinesisch­e Firmen sicherten inzwischen Tausende Arbeitsplä­tze im Land. Brandenbur­g genieße in China einen guten Ruf.

Seit Oktober 2013 unterhalte er persönlich gute Kontakte zum kommunisti­schen Parteisekr­etär der Region Peking, Hebei, betonte der SPDLandesv­orsitzende. Und es sei geplant, mit dieser Region ein Kooperatio­nsabkommen zu unterzeich­nen. Beide Regionen liegen um die jewei- lige Hauptstadt, Hebei allerdings habe 83 Millionen Einwohner, Brandenbur­g 2,4 Millionen, rückte Woidke die Verhältnis­se zurecht.

Von den guten Kontakten zum Provinz-Parteisekr­etär sprach auch Werner Diwald, Geschäftsf­ührer der EnCon Europe GmbH, der in China Windkrafta­nlagen an den asiatische­n Mann bringen will. Die chinesisch­en Modelle seien nicht so zuverlässi­g wie die deutschen. Und nach Besichtigu­ng des Prenzlauer Hybridwerk­es hätten die Chinesen reges Interesse gezeigt, begründete er seinen Optimismus. Die Smogbelast­ung erweise sich im heutigen China als Katastroph­e, auch wenn in bestimmten Städten die alten Dieselbuss­e schon gegen Erdgas-Gefährte ausgetausc­ht worden seien.

Brandenbur­gs Export nach China hat laut Wirtschaft­sstaatssek­retär Hendrik Fischer im vergangene­n Jahr einen Umfang von 214 Millionen Euro erreicht, 18 Millionen mehr als 2013. Wenn handfeste Wirtschaft­sinteresse­n im Spiel sind, dann gibt es auch kein Gerede um »Unrechtsst­aat« oder dergleiche­n, das ist in Deutschlan­d eher der inneren Ab- rechnung vorbehalte­n. Im Falle Chinas ist lediglich ein eventuelle­r Ideenund Technologi­eklau Thema. Diwald sagte dazu, ein großes Problem stelle der für sein Unternehme­n nicht dar: Im Bereich des Maschinenb­aus sei das Kopieren keine so einfache Sache. Auch der Geschäftsf­ührer des in Wildau ansässigen Luftfahrtu­nternehmen­s AneCom AeroTest, Edmund Ahlers, sagte, zwar sei man in Sachen Know-How-Klau vorsichtig, aber nicht vorsichtig­er als bei anderen Geschäftsp­artnern auch. »Ich bin entspannt, was diese Seite angeht«, sagte er und fügte selbstiron­isch hinzu: »Wir haben auch viel dazugelern­t, indem wir uns umgeschaut haben.«

Laut Ahlers ist es auf dem chinesisch­en Markt unabdingba­r, persönlich­e Beziehunge­n zu pflegen. »Man muss erst Vertrauen zu den handelnden Personen aufbauen.« Das chinesisch­e Partnerunt­ernehmen beschäftig­e rund 500 000 Menschen. Das Unternehme­n, das er vertrete, habe 160 Mitarbeite­r. Inzwischen aber mache der Anteil Chinas am Firmenumsa­tz 20 bis 25 Prozent aus, der sei also erheblich. Und die Volksrepub­lik China baue ihre eigene Luft- fahrtindus­trie kräftig aus, da rechne er sich gute Chancen aus.

Die Brandenbur­gische Technische Universitä­t Cottbus-Senftenber­g (BTU) plant im Verlauf der Reise die Unterzeich­nung eines Rahmenvert­rages mit der East China University of Science. BTU-Vizepräsid­entin Kathrin Salchert sagte, die stark technologi­sch ausgericht­ete Universitä­t im Süden Brandenbur­gs sei dabei, sich »internatio­nal ganz neu aufzustell­en«. Heute seien 20 Prozent der Studierend­en Ausländer. Vereinbart werden soll unter anderer der Austausch von Bachelorst­udenten.

Wie Steffen Kammradt, Geschäftsf­ührer der Zukunftsag­entur Brandenbur­g, informiert­e, sei mit brandenbur­gischer Hilfe in China ein Staudamm renaturier­t worden, so dass er Frischwass­er nach Peking liefern könne. »Es ist erfreulich, wie offensiv sich brandenbur­gische Unternehme­n auf einem Weltmarkt wie China präsentier­en.« In den einstigen Roten Kasernen der Stadt Potsdam haben die Chinesen Kammradt zufolge ein Potsdam-Schanghai-Businessce­nter aufgebaut. In dieser Form sei dies in Deutschlan­d einmalig.

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