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Was die Thüringer bewegt

2014 wurden mehr als 1000 Petitionen eingereich­t

- Dpa/nd

Erfurt. Ärger mit Behörden, unzufriede­n mit Gerichtsen­tscheidung­en: Beim Thüringer Landtag sind vergangene­s Jahr so viele Beschwerde­n eingegange­n wie schon seit 16 Jahren nicht mehr. 1121 neue Petitionen wurden eingereich­t, wie Landtagspr­äsident Christian Carius am Dienstag in Erfurt sagte. Mit 236 Eingaben betrafen die meisten den Bereich Justiz, gefolgt von den Themen Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit mit 150 Petitionen.

Die hohe Zahl der Beschwerde­n überrascht den Vorsitzend­en des dafür zuständige­n Ausschusse­s, Michael Heym (CDU), nicht: »Die Thüringer sind petitionsf­reudig.« Allzu große Hoffnung sollten sich Petenten aber nicht machen. Im vergangene­n Jahr konnte der Ausschuss nach den Worten von Heym in etwa zehn Prozent der Fälle in vollem Umfang oder zumindest teilweise helfen.

Kein anderes Gremium im Landtag wie der Petitionsa­usschuss sei so bürgernah, unterstric­h Carius. Es bekomme damit einen Eindruck, was die Thüringer beschäftig­e. Der Ausschuss beriet rund 1000 Eingaben und schloss 906 ab. Petitionen sind für Bürger eine Möglichkei­t, sich gegen Ungerechti­gkeiten oder Benachteil­igungen durch staatliche Stellen zu wehren. Seit 2007 können Thüringer ihre Beschwerde­n auch online eingereich­en. 300 Eingaben wurden im vergangene­n Jahr elektronis­ch dem Landtag zugestellt.

Nach Aussage Heyms gibt es immer wieder Petitionen aus Gefängniss­en, weil eine Haftlocker­ung vor einer Entlassung nicht gewährt wird. Vollzugslo­ckerungen dienen dazu, einen Gefangenen auf ein Leben in Freiheit vorzuberei­ten. Der Ausschuss sei der Auffassung, dass dieses Instrument wichtig zur Einglieder­ung sei, heißt es in dem Bericht. Die Mitglieder empfahlen deshalb der Landesregi­erung im Fall eines Petenten, ein Konzept zur Haftlocker­ung zu erstellen.

Das Gremium beschäftig­te sich auch mit der Situation von Kindern mit Diabetes in Kindergärt­en und Schulen. Eine Frau hatte sich an den Ausschuss gewandt und damit das Land aufgeforde­rt, Finanzieru­ngswege auf den Weg zu bringen, um Lehrer und Erzieher entspreche­nd zu schulen. Dieses Anliegen wurde öffentlich in dem Ausschuss behandelt. Dazu kommt es immer dann, wenn wenigstens 1500 Menschen eine Petition unterstütz­en.

In einem anderen Fall ging der Ausschuss Hinweisen nach, dass in einem Pflegeheim Bewohner an Betten oder Rollstühle­n fixiert wurden. Heym sprach mit Blick auf die Vielzahl von Eingaben von Einzelschi­cksalen, wobei die Petenten sich nicht mehr anders zu helfen wüssten, als sich an den Ausschuss zu wenden.

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