Der Mensch ist nichts, das System ist alles
Die Berliner Bildungsverwaltung hat ihr IT-Konzept für die Schulen gestoppt. Mit dem Projekt »eGovernment@school« sollte die Personalplanung der Schulen erleichtert werden. Doch das System kam nie richtig in Gang und die Server, die in den vergangenen Jahren von den Schulen aufgestellt werden mussten, sind mittlerweile veraltet. Also wird alles wieder auf Anfang gestellt.
Das IT-Debakel ist symptomatisch für die Bildungspolitik Berlins an sich. Seit vielen Jahren schon wird diese am grünen Tisch gemacht und gegen den Widerstand der Betroffenen durchgesetzt. Beispiele dafür gibt es zuhauf. Die Grundschulreform, mit der vor gut zehn Jahren der jahrgangsübergreifende Unterricht eingeführt wurde ist eines davon. Die Idee, Kinder gemäß ihrer Bildungsreife gemeinsam in einer Klasse lernen zu lassen, war gut, doch die Theoretiker der Senatsschulverwaltung in Berlin hatten vergessen, dass die Reform von Lehrkräften umgesetzt werden musste, die für einen solchen Unterricht nicht ausgebildet waren. In der Folge verweigerten sich viele Schulen der Reform; in der Praxis kann sie mittlerweile als gescheitert gelten.
Auf der anderen Seite ist die Gebäudesubstanz vieler Schulen in der Hauptstadt heute teilweise so schlecht, dass Klassenzimmer wegen herabstürzender Fenster gesperrt werden müssen oder Toiletten nicht benutzt werden können, weil die Installation rund 100 Jahre alt ist. Dafür sitzen die Schüler vor Whiteboards (digitale Tafeln), die von Firmen gesponsort wurden und schauen der nur halb in dieser Technik fortgebildeten Lehrkraft amüsiert zu, wie diese verzweifelt versucht, das moderne Gerät richtig zu bedienen.
Man hat in Berlin wie anderswo in Deutschland in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten in die Technik, statt in die Köpfe investiert. Genau darin besteht das Dilemma des neoliberalen Denkens, wie es in den 1990er Jahren in den Verwaltungen Einzug gehalten hat. Ein Denken, das dem pervertierten Verständnis von Kommunismus näher ist, als ihre Apologeten in der Politik es zugeben würden: Der Mensch ist nichts, das System ist alles!