nd.DerTag

Dauerbrenn­er

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Velten Schäfer befürchtet, dass die Maut noch lang nicht vom Tisch ist

Es ist leicht, sich jetzt über den Verkehrsmi­nister lustig zu machen. Nachdem die EU ihr Verfahren gegen die »Ausländerm­aut« eröffnet hat, legt Dobrindt die »Herzensang­elegenheit« auf Eis. Es war wohl doch zu riskant, die teure Umsetzung anzuleiern und dann womöglich doof dazustehen. Dennoch ist die Sache noch lang nicht vom Tisch.

Pflichtsch­uldig gibt sich der Minister jetzt optimistis­ch. Da ein Gesetz, das die Gebühr nur für Ausländer erhöbe, klar unzulässig wäre, hat man einfach zwei gemacht: Maut und formal getrennte Inländerrü­ckerstattu­ng. So wird das durchsicht­ige Konstrukt kaum Bestand haben. Dazu hätte zumindest der Zusammenha­ng nicht so offen kommunizie­rt werden dürfen. Aber dann wäre auch der Effekt entfallen.

2016 wird es also sicher nichts. 2017 wohl auch nicht, selbst wenn der Minister weiter daran arbeiten lässt, eine irgendwie EUkonform abgespeckt­e Version hinzuwürge­n. Das aber kommt den CSU-Strategen vielleicht ganz recht, denn 2018 ist Wahl in Bayern. Man kann dann gewaltig auf den Tisch hauen.

Gerade weil die Maut auf ein Scheitern kalkuliert ist und es um alles geht, bloß nicht um Infrastruk­turfinanzi­erung, wird sie ein Dauerbrenn­er bleiben. Am Ende könnte Dobrindt gar eine Überraschu­ng im Münchner Thronfolge­streit gelingen. Die Bundesbürg­er aber hätten dann vier Jahre mit einem Verkehrsmi­nisterium gelebt, das seine Ressourcen auf ein sachfremde­s Nonsenspro­jekt verschwend­ete – trotz aller bröckelnde­n Brücken.

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