Etwas Bewegung im Fall Assange
Seit drei Jahren findet der Gründer von Wikileaks politisches Asyl in der Botschaft Ecuadors in London
Auf den Tag genau drei Jahre sitzt an diesem Freitag Wikileaks-Gründer Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Nun kommt Bewegung in den Fall.
Rund 15 Quadratmeter ist das Zimmer groß, in dem Wikileaks-Gründer Julian Assange seit drei Jahren festsitzt. Gefangen in der ecuadorianischen Botschaft in London, die rund um die Uhr von Polizisten bewacht wird. Nach mehr als 1090 Tagen ist nun Bewegung in den Fall gekommen. Assange kann hoffen.
Die schwedische Staatsanwaltschaft will den Australier in London zu Vergewaltigungsvorwürfen ver- hören. Ein offizieller Antrag der schwedischen Behörden sei am vergangenen Freitag, 12. Juni, in der ecuadorianischen Botschaft in Stockholm eingegangen und werde aktuell geprüft, gab das ecuadorianische Außenministerium am Mittwoch in Quito bekannt.
Wie der britische »Guardian« berichtet, glaubte Assange, noch am Mittwoch dieser Woche befragt zu werden. Die schwedische Staatsanwältin Marianne Ny habe seine Anwälte im Glauben gelassen, das Treffen werde stattfinden, kritisierte Assange. »Heute habe ich erfahren, dass der Antrag, der wohl Wochen zur Genehmigung braucht, erst vor zwei Tagen nach Ecuador geschickt wurde«, zitiert »The Guardian« den 43-Jähri- gen. Ein solches Verhalten sei »rücksichtslos.« Es habe keinen konkreten Termin für ein Treffen gegeben, sagte hingegen ein Sprecher der schwedi-
Julian Assange schen Staatsanwaltschaft. Man wolle Assange bis Ende Juli befragen.
Die schwedische Justiz wirft dem Wikileaks-Gründer sexuelle Nötigung und Vergewaltigung vor. Er soll sich 2010 an zwei Frauen vergangenen haben. Einige der Vorwürfe verjähren im August, eine offizielle An- klage gegen den Whistleblower gibt es nicht. Der Haftbefehl gegen Assange bleibt bestehen. Er weigert sich, nach Schweden zu kommen, weil er fürchtet, an die USA überstellt zu werden. Dort droht ihm ein Strafprozess wegen Veröffentlichung geheimer Dokumente.
Ecuador gewährte Assange im August 2012 ein politisches Asyl, das unbefristet ist. So könnte er theoretisch bis 2022 in der Botschaft bleiben. Dann läuft das Auslieferungsgesuch Schwedens aus. Doch nach Südamerika ausreisen kann der Australier nicht. Sobald er die Botschaft verlässt und britischen Boden betritt, wird er festgenommen. Mehr als 15 Millionen Dollar kostete diese Überwachung die britische Regierung bisher.
»Ein solches Verhalten
ist rücksichtslos.«