nd.DerTag

Die Abrechnung des Senators

- Martin Kröger über die Maßnahmen Czajas beim LAGeSo

Was genau bei den millionens­chweren Geschäften mit der Flüchtling­sunterbrin­gung abgelaufen ist, war auch nach der Veröffentl­ichung des Wirtschaft­sprüferber­ichts kaum nachzuvoll­ziehen. Außer: Im Landesamt für Gesundheit und Soziales herrschen Wildwest-Methoden. Frei nach dem Motto: keine Belege, keine Akten, keine Kontrollen. Ein behördlich­er Nährboden, der idealer für mögliche Korruption kaum sein könnte. Aber bisher streiten alle Seiten ab, dass es persönlich­e Bereicheru­ngen gegeben habe.

Dennoch wird Franz Allert, der Präsident des Landesamte­s, dem angeblich nichts vorzuwerfe­n ist, jetzt von Czaja die Aufsicht für die Flüchtling­sunterbrin­gung entzogen. Das sieht aus wie ein Schuldeing­eständnis. Gibt es also doch die angebliche­n langjährig­en Seilschaft­en zwischen dubiosen Immobilien­unternehme­rn und LAGeSo-Mitarbeite­rn? Ist der Kompetenze­ntzug Czajas Abrechnung mit Franz Allert? Auch wenn diese nichtöffen­tlich vollzogen werden kann?

Als persönlich­er Befreiungs­schlag taugt die halbherzig­e Degradieru­ng Allerts durch Czaja aber wohl kaum. Denn der Vorwurf des Amtsversag­ens steht weiter im Raum. Hinter den Kulissen wird dieser Vorwurf offenbar auch mit Disziplina­rverfahren verfolgt. Nicht auszuschli­eßen, dass Czaja Allert über diesen Weg loswerden werden will. Ein gefährlich­es Vabanque-Spiel, dass dem Senator selbst zum politische­n Verhängnis werden könnte. Denn dass der Streber Czaja keinen Einblick in das Chaos seiner Behörde gehabt haben will, nimmt dem ambitionie­rten Politiker doch niemand ab.

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