Die Gurkenflieger sind gestartet
Spreewald-Bauern erwarten gute Gurken-Ernte – andere Kulturen leiden unter der Witterung
In der Gemeinde Märkische Heide wurde am Donnerstag die GurkenSaison eröffnet. Die Einlegegurke scheint von Kälte und Trockenheit weniger beeinträchtigt zu sein als beispielsweise das Getreide.
Während Landwirte aus vielen Teilen Brandenburgs in den vergangenen Tagen Stoßgebete in den Himmel sandten und inständig auf Regen hofften, hat die launische Witterung den Gemüsebauern offenbar weniger ausgemacht. Das beste Beispiel dafür lieferte am Donnerstag der offizielle Start der diesjährigen Gurken-Saison im Spreewald. Tausende Gurkenpflücker werden in den nächsten Wochen wieder auf den Feldern im Akkord arbeiten. Die Anbauer sind zuversichtlich, dass es einen guten Hektarertrag geben wird.
Zwar habe die kühle Witterung im April das Anpflanzen der Gurken verzögert, teilte der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft »Unterspreewald«, Uwe Schieban, am Donnerstag mit. Viele Sonnenstunden in den vergangenen Wochen hätten das aber wieder ausgeglichen. Auch auf den Feldern des Betriebs in der Gemeinde Märkische Heide (Dahme-Spreewald) startete an diesem Tag offiziell die Gurkenernte.
Trotz der guten Aussichten wird es wohl einen geringeren Gesamtertrag geben als noch 2014. Grund: Die Größe der Anbaufläche im Spreewald ist von rund 600 Hektar auf etwa 500 Hektar zurückgegangen, wie der Spreewaldverein mitteilte. Die Anbauer passen sich demnach jedes Jahr an den Umfang ihrer Abnehmerverträge an. Nach rund 40 000 Tonnen im vergangenen Jahr gehen die Anbauer für 2015 von rund 35 000 Tonnen Ernte aus. Der Rückgang hat mit dem Wetter recht wenig zu tun.
Ganz anders sieht es da auf den Getreidefeldern aus. Bereits rund anderthalb Wochen vor dem eigentlichen Beginn der Getreideernte müssen Brandenburgs Landwirte mit beträchtlichen Ausfällen rechnen. Nach Einschätzung von Holger Brantsch, Pressesprecher des Landesbauernverbandes Brandenburg (LVB), hat die langanhaltende Trockenheit das Getreide ausgerechnet in der Reifezeit der Körner erwischt. Zwar gebe es regional bedeutende Unterschiede. Doch vor allem auf den Feldern in der Uckermark und im Barnim sei das Getreide auf weiten Flächen buchstäblich auf dem Halm abge- storben und oft nicht einmal mehr als Futter zu verwenden. »Wir gehen in manchen Regionen von Verlusten in Höhe von bis zu 40 Prozent aus«, sagte Brantsch dem »nd«. »Zumindest bei Gerste und Weizen erwarten wir im Landesdurchschnitt um 20 bis 30 Prozent geringere Erträge.« Auch beim Raps rechne er mit Einbußen, während sich andere Kulturen wie Mais oder Kartoffeln noch in einer relativ frühen Wachstumsphase befänden und sich noch erholen könnten.
Von einem angesichts der starken Frühjahrstrockenheit »recht komplizierten Jahr« spricht Andreas Jende, der Geschäftsführer des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg e.V. , der sich gerade auf einer Fahrt durch den Spreewald einen eigenen »Leidensüberblick« verschaffte. Jende betonte allerdings, dass heute für das wirtschaftliche Überleben eines Agrarunternehmens moderne Arbeitsverfahren wie beispielsweise eine frühzeitige Bewässerung und Nähr- stoffzufuhr oder auch der Einsatz von Folien unerlässlich seien. Die Unternehmen sorgten dafür, dass sie möglichst witterungsunabhängig arbeiten. So rechne er auch nur punktuell mit Problemen im Obst- und Gemüseanbau. »Größere Sorgen als die Trockenheit bereitet uns die eher kühle Witterung vor allem nachts. Zudem haben wir gerade die Schafskälte«, sagte Jende. Die Kühle habe beispielsweise dazu geführt, dass etwa in der Spargelernte das »Ertragsstadium nicht im optimalen Zeitraum« lag. Das habe Auswirkungen auf den Einsatz der Saisonarbeitskräfte. Da bei diesen erstmals der Mindestlohn zu Buche schlage, stünden manche Unternehmen unter starkem wirtschaftlichem Druck.
Jens-Uwe Schade, Sprecher des Agrarministeriums, sieht auf den Feldern bislang keine existenzbedrohenden Auswirkungen der Witterung. Für Prognosen sei es noch zu früh, betonte er. Angesichts der 2014 erzielten Rekordernte rechne er auch bei Getreide im laufenden Jahr mit einer durchschnittlichen Ernte. Doch abgerechnet werde erst am Ende der Saison. Schade verwies darauf, dass schon die Niederschläge der vergangenen Tage die Situation entspannt hätten. Größere Probleme bereite den Landwirten hierzulande derzeit noch immer das Russland-Embargo – insbesondere der Milchwirtschaft. Auch lasse sich noch nicht sagen, wie jene Unternehmen, die Saisonarbeiter beschäftigen, die Einführung des Mindestlohns verkraften.