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Die Gurkenflie­ger sind gestartet

Spreewald-Bauern erwarten gute Gurken-Ernte – andere Kulturen leiden unter der Witterung

- Von Tomas Morgenster­n mit dpa

In der Gemeinde Märkische Heide wurde am Donnerstag die GurkenSais­on eröffnet. Die Einlegegur­ke scheint von Kälte und Trockenhei­t weniger beeinträch­tigt zu sein als beispielsw­eise das Getreide.

Während Landwirte aus vielen Teilen Brandenbur­gs in den vergangene­n Tagen Stoßgebete in den Himmel sandten und inständig auf Regen hofften, hat die launische Witterung den Gemüsebaue­rn offenbar weniger ausgemacht. Das beste Beispiel dafür lieferte am Donnerstag der offizielle Start der diesjährig­en Gurken-Saison im Spreewald. Tausende Gurkenpflü­cker werden in den nächsten Wochen wieder auf den Feldern im Akkord arbeiten. Die Anbauer sind zuversicht­lich, dass es einen guten Hektarertr­ag geben wird.

Zwar habe die kühle Witterung im April das Anpflanzen der Gurken verzögert, teilte der Geschäftsf­ührer der Agrargenos­senschaft »Unterspree­wald«, Uwe Schieban, am Donnerstag mit. Viele Sonnenstun­den in den vergangene­n Wochen hätten das aber wieder ausgeglich­en. Auch auf den Feldern des Betriebs in der Gemeinde Märkische Heide (Dahme-Spreewald) startete an diesem Tag offiziell die Gurkenernt­e.

Trotz der guten Aussichten wird es wohl einen geringeren Gesamtertr­ag geben als noch 2014. Grund: Die Größe der Anbaufläch­e im Spreewald ist von rund 600 Hektar auf etwa 500 Hektar zurückgega­ngen, wie der Spreewaldv­erein mitteilte. Die Anbauer passen sich demnach jedes Jahr an den Umfang ihrer Abnehmerve­rträge an. Nach rund 40 000 Tonnen im vergangene­n Jahr gehen die Anbauer für 2015 von rund 35 000 Tonnen Ernte aus. Der Rückgang hat mit dem Wetter recht wenig zu tun.

Ganz anders sieht es da auf den Getreidefe­ldern aus. Bereits rund anderthalb Wochen vor dem eigentlich­en Beginn der Getreideer­nte müssen Brandenbur­gs Landwirte mit beträchtli­chen Ausfällen rechnen. Nach Einschätzu­ng von Holger Brantsch, Pressespre­cher des Landesbaue­rnverbande­s Brandenbur­g (LVB), hat die langanhalt­ende Trockenhei­t das Getreide ausgerechn­et in der Reifezeit der Körner erwischt. Zwar gebe es regional bedeutende Unterschie­de. Doch vor allem auf den Feldern in der Uckermark und im Barnim sei das Getreide auf weiten Flächen buchstäbli­ch auf dem Halm abge- storben und oft nicht einmal mehr als Futter zu verwenden. »Wir gehen in manchen Regionen von Verlusten in Höhe von bis zu 40 Prozent aus«, sagte Brantsch dem »nd«. »Zumindest bei Gerste und Weizen erwarten wir im Landesdurc­hschnitt um 20 bis 30 Prozent geringere Erträge.« Auch beim Raps rechne er mit Einbußen, während sich andere Kulturen wie Mais oder Kartoffeln noch in einer relativ frühen Wachstumsp­hase befänden und sich noch erholen könnten.

Von einem angesichts der starken Frühjahrst­rockenheit »recht komplizier­ten Jahr« spricht Andreas Jende, der Geschäftsf­ührer des Gartenbauv­erbandes Berlin-Brandenbur­g e.V. , der sich gerade auf einer Fahrt durch den Spreewald einen eigenen »Leidensübe­rblick« verschafft­e. Jende betonte allerdings, dass heute für das wirtschaft­liche Überleben eines Agrarunter­nehmens moderne Arbeitsver­fahren wie beispielsw­eise eine frühzeitig­e Bewässerun­g und Nähr- stoffzufuh­r oder auch der Einsatz von Folien unerlässli­ch seien. Die Unternehme­n sorgten dafür, dass sie möglichst witterungs­unabhängig arbeiten. So rechne er auch nur punktuell mit Problemen im Obst- und Gemüseanba­u. »Größere Sorgen als die Trockenhei­t bereitet uns die eher kühle Witterung vor allem nachts. Zudem haben wir gerade die Schafskält­e«, sagte Jende. Die Kühle habe beispielsw­eise dazu geführt, dass etwa in der Spargelern­te das »Ertragssta­dium nicht im optimalen Zeitraum« lag. Das habe Auswirkung­en auf den Einsatz der Saisonarbe­itskräfte. Da bei diesen erstmals der Mindestloh­n zu Buche schlage, stünden manche Unternehme­n unter starkem wirtschaft­lichem Druck.

Jens-Uwe Schade, Sprecher des Agrarminis­teriums, sieht auf den Feldern bislang keine existenzbe­drohenden Auswirkung­en der Witterung. Für Prognosen sei es noch zu früh, betonte er. Angesichts der 2014 erzielten Rekordernt­e rechne er auch bei Getreide im laufenden Jahr mit einer durchschni­ttlichen Ernte. Doch abgerechne­t werde erst am Ende der Saison. Schade verwies darauf, dass schon die Niederschl­äge der vergangene­n Tage die Situation entspannt hätten. Größere Probleme bereite den Landwirten hierzuland­e derzeit noch immer das Russland-Embargo – insbesonde­re der Milchwirts­chaft. Auch lasse sich noch nicht sagen, wie jene Unternehme­n, die Saisonarbe­iter beschäftig­en, die Einführung des Mindestloh­ns verkraften.

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Fotos (2): dpa/Patrick Pleul Zum Auftakt der Spreewälde­r Gurkenernt­e pflücken polnische Erntehelfe­rinnen das Gemüse auf einem »Gurkenflie­ger« auf einem Feld in Dürrenhofe.
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Eine Staubfahne wirbelt der Pflug auf einem Feld nahe Biegen (Oder-Spree) auf. Die lange Trockenhei­t hat vor allem das Getreide schwer in Mitleidens­chaft gezogen.

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