Bamberg hofft auf die nächste Titelchance
Münchens Basketballer erzwingen fünftes Finalspiel
Unterschiedlicher hätten die Gefühlswelten der beiden Trainer nicht sein können. Während Bambergs Andrea Trinchieri nach einem knappen Statement sofort zurück nach Franken düste, um noch in der Nacht mit der Aufarbeitung der Niederlage im vierten Finalspiel um den deutschen Basketballtitel zu beginnen, geriet Bayern Münchens Coach Svetislav Pesic mal wieder in Plauderlaune. Bis ins Jahr 1983 zurück ging die wortreiche Zeitreise des Serben und ließ auf dem Weg zu dessen erster Meisterschaft auch den EM-Titel 1993 mit Deutschland nicht aus.
Pesic war bester Laune – und hatte allen Grund dazu. Zum x-ten Mal in dieser Saison war sein Team zuvor beim 83:73 nach einem Tiefschlag wieder aufgestanden und hatte mit einer großen Energieleistung ein fünftes und entscheidendes Endspiel an
»Wir wollten auf gar keinen Fall zulassen, dass sie in unserer Halle den Titel feiern.«
Marko Pesic, Manager Bayern München diesem Sonntag erzwungen. »Darauf freuen wir uns jetzt. Möge das bessere Team gewinnen.«
So gelöst wird Svetislav Pesic den Showdown der beiden bayerischen Schwergewichte sicher nicht angehen. Doch am Mittwochabend war er zunächst nur glücklich, dass die Bayern die Saison noch einmal um vier Tage verlängert und ihre beiden Ziele vor 6700 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena erreicht hatten. »Wir wollten auf keinen Fall zulassen, dass sie in unserer Halle den Titel feiern«, sagte Münchens Geschäftsführer Marko Pesic. »Und wir wollten Anton die Möglichkeit geben, vielleicht doch noch ein Spiel zu machen.«
Anton, das ist Anton Gavel – und einer der wichtigsten Bayern-Spieler. Der 30-Jährige musste gegen seinen Ex-Klub im vierten Spiel wegen einer Hüftverletzung passen, hofft aber, dass die Schmerzen bis Sonntag erträglicher werden. »Die Hoffnung zu spielen ist groß. Auf der Bank zu sitzen und zuzuschauen, schmerzt«, sagte Gavel. Am Mittwochabend kompensierten die Bayern den Ausfall Gavels mit einer geschlossenen Teamleistung.
Die Bamberger ließen sich davon und vom überragenden Bryce Taylor (22 Punkte) beeindrucken und erholten sich dieses Mal von ihrer Tiefschlafphase im zweiten Viertel nicht mehr. »Sie haben sehr hart gespielt und konsequent verteidigt, dagegen haben wir uns schwergetan«, sagte Center Trevor Mbakwe. »Wenn du den amtierenden Champion entthronen möchtest, reicht das nicht. Wir waren weit davon entfernt, in München ein Finalspiel gewinnen zu können«, sagte Trinchieri.
Was das Resultat vom Mittwoch nun für die Entscheidung am Sonntag bedeutet, darüber gingen die Meinungen auseinander. »In so einem Endspiel stehen die Chancen immer fifty-fifty«, sagte Bayerns Heiko Schaffartzik, während sich Marko Pesic in Understatement übte. »70:30 für Bamberg«, bezifferte er die Aussichten und eröffnete damit die Psychospielchen bis zum definitiv letzten Spiel der Saison. Sein Vater Svetislav bemühte den Rückgriff in sein persönliches Geschichtsbuch. 1983 sei seine Mannschaft KK Bosna wie die Bayern heute als Dritter in die entscheidende Saisonphase gegangen und am Ende Meister geworden, erzählte Pesic Senior. Sprach’s, stand auf und verschwand in die Münchner Nacht.