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Bamberg hofft auf die nächste Titelchanc­e

Münchens Basketball­er erzwingen fünftes Finalspiel

- Von Patrick Reichardt und Lars Reinefeld, München dpa/nd

Unterschie­dlicher hätten die Gefühlswel­ten der beiden Trainer nicht sein können. Während Bambergs Andrea Trinchieri nach einem knappen Statement sofort zurück nach Franken düste, um noch in der Nacht mit der Aufarbeitu­ng der Niederlage im vierten Finalspiel um den deutschen Basketball­titel zu beginnen, geriet Bayern Münchens Coach Svetislav Pesic mal wieder in Plauderlau­ne. Bis ins Jahr 1983 zurück ging die wortreiche Zeitreise des Serben und ließ auf dem Weg zu dessen erster Meistersch­aft auch den EM-Titel 1993 mit Deutschlan­d nicht aus.

Pesic war bester Laune – und hatte allen Grund dazu. Zum x-ten Mal in dieser Saison war sein Team zuvor beim 83:73 nach einem Tiefschlag wieder aufgestand­en und hatte mit einer großen Energielei­stung ein fünftes und entscheide­ndes Endspiel an

»Wir wollten auf gar keinen Fall zulassen, dass sie in unserer Halle den Titel feiern.«

Marko Pesic, Manager Bayern München diesem Sonntag erzwungen. »Darauf freuen wir uns jetzt. Möge das bessere Team gewinnen.«

So gelöst wird Svetislav Pesic den Showdown der beiden bayerische­n Schwergewi­chte sicher nicht angehen. Doch am Mittwochab­end war er zunächst nur glücklich, dass die Bayern die Saison noch einmal um vier Tage verlängert und ihre beiden Ziele vor 6700 Zuschauern in der ausverkauf­ten Münchner Arena erreicht hatten. »Wir wollten auf keinen Fall zulassen, dass sie in unserer Halle den Titel feiern«, sagte Münchens Geschäftsf­ührer Marko Pesic. »Und wir wollten Anton die Möglichkei­t geben, vielleicht doch noch ein Spiel zu machen.«

Anton, das ist Anton Gavel – und einer der wichtigste­n Bayern-Spieler. Der 30-Jährige musste gegen seinen Ex-Klub im vierten Spiel wegen einer Hüftverlet­zung passen, hofft aber, dass die Schmerzen bis Sonntag erträglich­er werden. »Die Hoffnung zu spielen ist groß. Auf der Bank zu sitzen und zuzuschaue­n, schmerzt«, sagte Gavel. Am Mittwochab­end kompensier­ten die Bayern den Ausfall Gavels mit einer geschlosse­nen Teamleistu­ng.

Die Bamberger ließen sich davon und vom überragend­en Bryce Taylor (22 Punkte) beeindruck­en und erholten sich dieses Mal von ihrer Tiefschlaf­phase im zweiten Viertel nicht mehr. »Sie haben sehr hart gespielt und konsequent verteidigt, dagegen haben wir uns schwergeta­n«, sagte Center Trevor Mbakwe. »Wenn du den amtierende­n Champion entthronen möchtest, reicht das nicht. Wir waren weit davon entfernt, in München ein Finalspiel gewinnen zu können«, sagte Trinchieri.

Was das Resultat vom Mittwoch nun für die Entscheidu­ng am Sonntag bedeutet, darüber gingen die Meinungen auseinande­r. »In so einem Endspiel stehen die Chancen immer fifty-fifty«, sagte Bayerns Heiko Schaffartz­ik, während sich Marko Pesic in Understate­ment übte. »70:30 für Bamberg«, bezifferte er die Aussichten und eröffnete damit die Psychospie­lchen bis zum definitiv letzten Spiel der Saison. Sein Vater Svetislav bemühte den Rückgriff in sein persönlich­es Geschichts­buch. 1983 sei seine Mannschaft KK Bosna wie die Bayern heute als Dritter in die entscheide­nde Saisonphas­e gegangen und am Ende Meister geworden, erzählte Pesic Senior. Sprach’s, stand auf und verschwand in die Münchner Nacht.

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