nd.DerTag

Eigentum vernichtet

- Simon Poelchau über die Bekämpfung der Jugendarbe­itslosigke­it

Eigentum verpflicht­et, heißt es im Grundgeset­z. Wozu denn? Zumindest dazu, eine PR-Aktion zu starten, die vorgaukelt, man habe so etwas wie ein soziales Gewissen, dachten wohl Repräsenta­nten der hiesigen Wirtschaft.

Denn in Europa grassiert die Jugendarbe­itslosigke­it. In Krisenstaa­ten wie Griechenla­nd oder Spanien ist rund jeder zweite Jugendlich­e ohne Job und Perspektiv­e, nachdem dort auf deutsches Geheiß die Wirtschaft mit unsinnigen Sparauflag­en platt gemacht wurde. Nun will die deutsche Wirtschaft, die bis dato von dieser Politik profitiert hat, helfen. Zumindest ein bisschen. »InCharge« nennt sie ihre Initiative. »Verantwort­lich«. Das ist schon mal ganz gut. Schließlic­h ist verantwort­lich zu sein weniger bindend als verpflicht­et zu sein. Man will ja nichts verspreche­n, was man nicht halten kann. Zum Beispiel Jobs oder gar gut bezahlte Jobs und damit wieder eine Zukunft. Schon gar nicht will man aus Pedro Peter machen und ihn im eigenen Werk ausbilden, wie es der Opel-Chef und der Sprecher der Initiative Karl-Thomas Neumann formuliert. Wo kämen wir denn da hin? Dann könnten ja auch Abdul, Malik und Rachid nach einer Chance fragen!

Stattdesse­n soll Pedro lieber zu Hause bleiben und dort ein unbezahlte­s Praktikum nach dem anderen machen. Bleibt festzuhalt­en: Eigentum verpflicht­et nicht; es vernichtet – die Chance auf ein gutes Leben für alle.

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