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Tod einer Schwarzen in Gefängnisz­elle

Texas: Familie der Frau glaubt nicht an Suizid

- AFP/nd

Nach einer Verkehrsko­ntrolle ins Gefängnis: Für eine schwarze Frau in Texas endete der Aufenthalt in einer Zelle mit dem Tod.

Chicago. In den USA sorgt der Tod einer schwarzen Frau in einer Gefängnisz­elle für Entrüstung. Die 28jährige Sandra Bland war am 10. Juli im Bundesstaa­t Texas festgenomm­en worden und drei Tage später im Polizeigew­ahrsam gestorben – nach Behördenan­gaben nahm sie sich das Leben. Blands Familie zieht diese Darstellun­g jedoch stark in Zweifel. Am Montag stimmte die Staatsanwa­ltschaft nun der Veröffentl­ichung eines Überwachun­gsvideos zu. Darauf sei zu sehen, dass bis zum Fund ihrer Leiche niemand Blands Zelle betreten oder verlassen habe.

Die Frau war bei einer Verkehrsko­ntrolle in Waller County in der Nähe von Houston angehalten worden – sie hatte vor einem Spurwechse­l nicht geblinkt.

Festgenomm­en wurde sie wegen Widerstand­s gegen die Staatsgewa­lt, weil sie sich gegenüber den Polizisten »streitlust­ig und unkooperat­iv« verhielt, wie die Verkehrsbe­hörde von Texas mitteilte. Die große Empörung nach ihrem Tod wurde vor allem durch ein Video von ihrer Festnahme ausgelöst, das im Internet unter dem Hashtag #IfIDieInPo­liceCustod­y (Wenn ich in Polizeigew­ahrsam sterbe) verbreitet wurde. Darin ist zu sehen, wie Bland von den Polizisten zu Boden gedrückt wird. »Danke fürs Filmen«, ruft sie den Augenzeuge­n zu, während sie in Handschell­en abgeführt wird.

Bland, die bald eine neue Stelle an der Universitä­t in Houston antreten wollte, hatte nach Angaben ihrer Familie in der Vergangenh­eit an Depression­en gelitten. An die Suizid-Theorie glaubt die Familie trotzdem nicht. Blands Schwester Sharon sagte vor Journalist­en, diese Darstellun­g sei für sie »unbegreifl­ich«. Die Familie zweifelt auch die Ergebnisse der gerichtsme­dizinische­n Untersuchu­ng an und verlangt eine neue Autopsie.

In den vergangene­n Monaten hatte eine Reihe von Fällen tödlicher Polizeigew­alt gegen Schwarze in den USA zum Teil gewalttäti­ge Proteste und Debatten über Rassismus in der Polizei ausgelöst. Ende April wurde Baltimore von Unruhen erschütter­t, nachdem ein Afroamerik­aner im Polizeigew­ahrsam ums Leben gekommen war.

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