nd.DerTag

Bärgida vor Gedenkstät­te

- Von Peter Nowak

Ein Rest der wöchentlic­hen rechten Demonstran­ten versammelt­e sich in dieser Woche vor der Gedenkstät­te Deutscher Widerstand – und sah sich in dessen Tradition.

Gegen 21 Uhr versammelt­en sich vor der Gedenkstät­te Deutscher Widerstand etwa 50 Personen, die sich als rechte Antifaschi­sten bezeichnet­en und zum Jahrestag des Hitler-Attentats General von Stauffenbe­rg als »konservati­ven Revolution­är« lobten. Hauptredne­r der Versammlun­g war ein Mitglied der rechtspopu­listischen Bewegung Pro Deutschlan­d, Karl Schmitt, der nach »nd«-Informatio­nen seit Wochen zu den Hauptorgan­isatoren der »Bärgida«-Spaziergän­ge gehört. Am letzten Montagaben­d trafen sich einige Teilnehmer kurz nach Ende der Demonstrat­ion am Potsdamer Platz, wo eine Demonstrat­ion zur Gedenkstät­te angemeldet war.

Schmitt versuchte, Stauffenbe­rg als Bärgida-Vorkämpfer zu stilisiere­n. Damals wie heute gebe es rechte Antifaschi­sten, die »Flugblätte­r in der Öffentlich­keit verteilen, bereit sind, sich für die Sache zu opfern und generell ein hohes Risiko für die Freiheit aller Menschen einzugehen«. Die Widerstand­sgruppe des 20. Juli 1944 habe nur aus rund 150 Personen bestanden und habe es trotzdem fast geschafft, ein faschistis­ches System, dem Millionen gefolgt sind, an nur einem Tag zu stürzen.

Heftige Kritik an dem Aufmarsch vor der Gedenkstät­te übte der Geschäftsf­ührer der Berliner Vereinigun­g der Verfolgten des Naziregime­s- Bund der Antifaschi­stinnen und Antifaschi­sten e.V (VVN-BdA), Markus Tervooren. »Es darf nicht sein, dass sich die Feinde der Demokratie, Rassisten und Neonazis unter Polizeisch­utz versammeln können, um das Andenken an jene, die den Widerstand gegen das verbrecher­ische NS-Regime auch mit ihrem Leben bezahlten, in den Schmutz zu ziehen«, sagte er dem »nd«.

Den Vorwurf des VVN-BdA, die Polizei habe die Bärgida-Demonstran­ten zur Gedenkstät­te geleitet, wies der Pressespre­cher der Polizei, Stefan Redlich, zurück. »Am 17. Juli ist eine Anmeldung von einem uns unbekannte­n Mann eingetroff­en, der eine Demonstrat­ion vom Potsdamer Platz zur Gedenkstät­te anmeldete. Ein Zusammenha­ng mit dem BärgidaSpa­ziergang war uns nicht bekannt«. Erst während des Spaziergan­gs sei die Polizei darüber informiert worden, dass ein Teil der Versammlun­g zum Bendler Block wollte. Die Polizei habe eine Auflösung am Brandenbur­ger Tor durchgeset­zt, um zu verhindern, dass die Demonstrat­ion am Holocaust-Mahnmal vorbeizieh­e, so Redlich.

Auch die Gedenkstät­te Deutscher Widerstand gehört zu den Orten, an denen Demonstrat­ionen verboten oder mit strengen Auflagen verbunden werden, wenn die Gefahr besteht, dass die Würde der Opfer beeinträch­tigt wird.

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