Thüringen kämpft um Rolle im MDR
Negative Folgen geplanter Umstrukturierung befürchtet
Aus Thüringen stammende Vertreter im wichtigsten Aufsichtsgremium des Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) sowie Medienpolitiker des Freistaates haben Sorge, dass der Medienstandort Thüringen im Zuge der laufenden Umstrukturierung bei der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt deutlich geschwächt werden könnte. Diese Angst habe ihm die MDR-Intendantin Karola Wille auch bei einem Treffen nicht nehmen können, bei dem über dieses Problem gesprochen wurde, sagt Thüringens Medienstaatssekretär Malte Krückels (LINKE). Bei dem Termin war es um die Befürchtungen von Krückels und Thüringer MDR-Rundfunkräten gegangen, Zukunftsinvestitionen in den MDR könnten vor allem an Standorte der Anstalt in Sachsen und Sachsen-Anhalt fließen.
Der MDR ist als Drei-LänderAnstalt aufgebaut und organisiert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. »Wir sind einfach auf der Suche nach dem Thürin-
Bereits jetzt arbeiten nur etwa sechs Prozent aller etwa 2000 fest angestellten MDR-Mitarbeiter in Thüringen.
ger Beitragsgroschen und wollen, dass die Wertschöpfung auch hier stattfindet«, sagt Krückels. Das gelte nicht nur für den MDR, sondern für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt. Der Vorsitzende der Thüringer CDU, Mike Mohring, sagt, er hoffe weiterhin, dass Thüringen nicht der Verlierer der Veränderungsprozesse beim MDR sein werde. Mohring ist Mitglied des MDR-Rundfunkrates.
Hintergrund der Befürchtungen: In Thüringen sind deutlich weniger große MDR-Einrichtungen und Mitarbeiter angesiedelt als in Sachsen-Anhalt und Sachsen. In Sachsen finden sie sich in Leipzig und Dresden, in Sachsen-Anhalt in Magdeburg und Halle. In Thüringen gibt es in Erfurt das Landesfunkhaus und den gemeinsamen Kinderkanal von ARD und ZDF, den Kika. Aber nur etwa sechs Prozent aller etwa 2000 fest angestellten MDR-Mitarbeiter arbeiten in Thüringen. Dazu kommen noch einige wenige Arbeitsplätze über den Kika-Verbund.
Der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Bezirk HessenThüringen und MDR-Rundfunkrat, Sandro Witt, spricht sich deshalb dafür aus, im Rahmen der Reformen des Senders zu prüfen, welche Synergieeffekte sich zwischen den großen MDR-Standorten Dresden und Leipzig erzielen lassen und dann Stellen von Sachsen nach Thüringen zu verlagern. Dies müsse freilich in Absprache mit den Arbeitnehmervertretern dort geschehen. »Aber es ist so, dass mir Thüringer Mitarbeiter des MDR hinter vorgehaltener Hand sagen, dass sie Angst um ihre Arbeitsplätze haben, weil Thüringen innerhalb der Anstalt dabei ist, unterzugehen.« Diese Befürchtungen müsse man ernst nehmen. »Die Qualität des Senders leidet sonst darunter.«
Aus Kreisen des Rundfunkrates heißt es übereinstimmend, der Streit um Einfluss und Stellen beim MDR sei vor allem ein politischer Konflikt zwischen den drei Bundesländern, in dem Intendantin Wille keine großen Entscheidungsspielräume habe. Wille mache »gar keinen so schlechten Job«, sagt ein Mitglied des Gremiums. »Aber die Sachsen machen gewaltigen Druck innerhalb der Anstalt.«