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Fleiß in schwarz-gelb

Imker in Rheinland-Pfalz mit Honigernte zufrieden – Bienenster­ben bereitet weiter Sorgen

- Von Christian Meinl, Mayen dpa/nd

Ihr Summen gehört zum Sommer und eine Obsternte ist ohne sie nicht denkbar. Die Rede ist von der Honigbiene, deren Bestand durch verschiede­ne Faktoren bedroht ist.

Das Jahr begann nicht gut für die Imker in Rheinland-Pfalz, denn 20 Prozent ihrer Bienenvölk­er überlebten den Winter nicht. Doch nun gibt es Anlass zur Freude: »Die Völker haben sich gut erholt. Schwächere Völker haben zwar etwas länger gebraucht, waren dann aber sehr stark beim Eintragen von Wald- und Blütenhoni­gen«, berichtet Rolf Schmidt, Obmann für Öffentlich­keitsarbei­t des Imkerverba­ndes Rheinland.

Seine Honigernte sei »sehr gut« gewesen. Die Imker, mit denen er gesprochen habe, seien auch zufrieden. »Es gab nach einigen Jahren endlich auch mal wieder etwas dunkle Waldhonige«, sagt Schmidt. Den durchschni­ttlichen Honigertra­g pro Bienenvolk schätzt er auf 40 bis 45 Kilogramm. 2014 habe der durchschni­ttliche Ertrag etwa bei 28 Kilogramm pro Volk gelegen.

Diese erfreulich­e Bilanz wird aber durch die Sorge über das seit Jahren anhaltende überdurchs­chnittlich­e Bienenster­ben getrübt. Für Christoph Otten, Leiter des Fachzentru­ms Bienen und Imkerei in Mayen, ist die Varrora-Milbe das Hauptprobl­em, das den Bienen zu schaffen macht. »Wir versuchen Bienen zu züchten, die gegenüber dem Parasiten resistent und in der Lage sind, die befallene Brut selbst aus dem Stock zu entfernen«.

Obwohl es schon Fortschrit­te gebe, sei eine solche Züchtung noch nicht gelungen und es werde »wohl noch viele Jahre dauern«. Bis dahin bekämpfen die Imker den Parasiten. »Die Milbe kann durch die Behandlung mit Ameisen- und Milchsäure dezimiert werden. Zur Restentmil­bung im Winter steht Oxalsäure zur Verfügung«, erklärt Schmidt. Franz Botens, der seit 2003 zertifizie­rter Bioimker ist, sieht für das überpropor­tionale Bienenster­ben verschiede­ne Ursachen, die zusammenwi­rken. Neben der Varrora, die sich in den Brutzellen der Biene einnistet und dort vermehrt, seien andere Faktoren dazugekomm­en.

»Welchen Anteil Pestizide an der Schädigung der Bienenvölk­er ha- ben, ist nicht genau bekannt. Die starken Bienenverl­uste in Ackerbauge­bieten machen eine Beteiligun­g von Pestiziden an den Entwicklun­gsstörunge­n im Bienenvolk wahrschein­lich«, sagt der Nebenerwer­bsimker, der 50 Völker in Mainz platziert hat. Zunehmend würden auch Pestizide entwickelt, die wie die Neonicotin­oide auf die Nervenzell­en wirken. »Dadurch werden die Orientieru­ng, das Gedächtnis und die Kommunikat­ion der Bienen beeinfluss­t«, erklärt er.

Otten rät Hobbygärtn­ern, auf Pflanzensc­hutzmittel zu verzichten: »Wenn sie eingesetzt werden, muss man die Gebrauchsa­nweisung sorgfältig lesen.« Bauern würden im Umgang mit Pestiziden geschult, weshalb der Fehlerquot­ient in der Landwirtsc­haft »nicht dramatisch hoch« sei. »Die Zahl der Verdachtsm­eldungen durch Imker lag in den letzten Jahren unter fünf pro Jahr. Eine Dunkelziff­er ist aber möglich.«

Botens schlägt eine Datenbank vor, in der landesweit alle Pestizidan­wendungen dokumentie­rt werden, damit bei gehäuft auftretend­en Bienenverl­usten ein Zusammenha­ng zu den ausgebrach­ten Pestiziden hergestell­t werden kann. Langfristi­g fordert er einen generellen Verzicht auf Biozide, was nicht nur der Honigbiene, sondern auch Hummeln und Schmetterl­ingen zugutekäme.

Obwohl die Bienenhalt­ung mit Problemen verbunden ist, nimmt das Interesse an der Imkerei zu. 2014 zählte der Imkerverba­nd Rheinland 2434 Mitglieder. »Das bedeutet eine Zunahme gegenüber den Vorjahren, und dieser Trend setzt sich auch 2015 fort«, sagt Schmidt. Das ist erfreu- lich, denn Bienen, deren volkswirts­chaftliche­r Nutzen in RheinlandP­falz zwischen 50 und 150 Millionen Euro im Jahr liegt, sind nicht nur wichtig für die Bestäubung.

Außerdem dienen sie vielen Tieren als Nahrung. »Ohne Bienen gäbe es eine massive Änderung im Naturhaush­alt und einen Wandel in der Landwirtsc­haft«, erklärt Otten. Jeder Kleingärtn­er kann den Bienen übrigens helfen, indem er seinen Garten mit bienenfreu­ndlichen Pflanzen gestaltet.

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Foto: dpa/Patrick Pleul

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