Scheiterhaufen hinter Tsipras
Konkurrenten von SYRIZA beginnen, in den eigenen Reihen aufzuräumen
Die Wahlanalyse lässt keine Zweifel: Alexis Tsipras wird weiterhin als die einzige vertrauenswürdige Führungskraft der griechischen Politik angesehen. Die Jugend, Frauen, Erwerbslose und Prekarisierte, ärmere Bevölkerungsschichten haben seine Wiederwahl möglich gemacht. Auf der Gegenseite scheiterte der Versuch des Chefs der konservativen Nea Dimokratia, Evangelos Meimarakis, sich als volksnah zu inszenieren und sich an Tsipras’ Profil anzupassen. Laut Tasos Pappas von der linksgerichteten »Zeitung der Redakteure« hatte der zentrale Gegner von Tsipras »nichts Neues im politischen Leben anzubieten, nicht versucht, sich von der alten Führung zu lösen«. Meimarakis’ Selbstkritik blieb unkonkret. »Er hatte keine frischen Ideen und zeigte kein Anzeichen dafür, dass er zur Konfrontation mit den internationalen Partnern bereit ist«, so Pappas. Diese gescheiterte Strategie wird dem kurzzeitigen ND-Vorsitzenden nun wohl den Kopf kosten. Das Verfahren zur Wahl einer neuen Parteiführung wurde am Dienstag eingeleitet.
Ein bitterer Nachgeschmack bleibt auch der Erfolg der neonazistischen Partei Chrysi Avgi. Trotz des Prozesses gegen sie als kriminelle Vereinigung etablierte sich die Goldene Morgenröte erneut als drittstärkste Kraft. Zwei Tage vor der Wahl und einen Tag vor dem Jahrestag der Ermordung des antifaschistischen Musikers Pavlos Fyssas übernahm Parteichef Nikolaos Michaloliakos die politische Verantwortung für den Mord. Die Mutter von Pavlos, Magda Fyssa, erklärte nun jeden, der für Chrysi Avgi gestimmt hat, für mitschuldig.
Großer Verlierer des Wahltags ist die SYRIZA-Abspaltung Laiki Enotita. Mit 2,86 Prozent verfehlte sie den Sprung ins Parlament. Die Niederlage der prominenten Ex-SYRIZA-Mitglieder Panagiotis Lafazanis und Zoe Konstantopoulou ist die Bestätigung des Lagers von Tsipras und spricht für die mehrheitliche Ablehnung jeglicher Grexit-Pläne. Nontas Skyftoulis, Mitglied der Antiautoritären Bewegung, kommentiert die Niederlage der selbst erklärten Verteidiger des Referendums-»Oxi« so: »Die Linke hat den Krieg verloren. Einzelne Kämpfe kann sie gewinnen. Nur jemand, der das verstanden hat, kann Ministerpräsident werden.« Die Zukunft der »Volkseinheit« ist noch völlig offen.
Genauso offen ist die des Chefs der technokratischen Partei To Potami, Stavros Theodorakis. In seinem ersten Statement nach der Wahl erschien der einstige Journalist ziemlich ratlos und war zum ersten Mal bereit zur Selbstkritik, »die aber erst in den nächsten Tagen gemeinsam in der Partei erarbeitet wird«.