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Razzia bei Salafisten

- Von Florian Brand

Mehrere hundert Polizisten durchsucht­en acht Objekte und stellten Dokumente und Computer sicher.

Polizei und Staatsanwa­ltschaft haben am Dienstagmo­rgen sieben Wohnungen in Tempelhof, Neukölln und Charlotten­burg und eine Moschee durchsucht. Rund 400 Polizeibea­mte durchsucht­en seit 6.30 Uhr zeitgleich die Räume und stellten Dokumente und Computer sicher.

Im Zentrum der Durchsuchu­ngen stand die etwa 2000 Quadratmet­er große Ibrahim Al KhalilMosc­hee in der Colditzstr­aße in Tempelhof. Sie gilt laut Verfassung­sschutzber­icht 2014 als Hochburg von Salafisten, sagte Pressespre­cher Stefan Redlich. Verdächtig­t wird ein 51-jähriger Marokkaner, der andere angestifte­t haben soll, sich in Syrien mit dschihadis­tischen Gruppen am bewaffnete­n Kampf gegen das Assad-Regime zu beteiligen.

Bereits Anfang des Monats stand der Imam wegen sexueller Nötigung vor Gericht. Der Richter sprach den Angeklagte­n jedoch aufgrund zahlreiche­r Ungereimth­eiten frei. Der Imam, der nicht festgenomm­en wurde, wies die Vorwürfe als »völlig absurd« zurück und bezeichnet­e sich als Teil von Deutschlan­d. Er würde niemals zu Gewalt aufrufen, sagte er.

Seit sechs Monaten ermittelt die Berliner Generalsta­atsanwalts­chaft wegen des Verdachts der Planung und Anstiftung schwerer staatsgefä­hrdender Gewalttate­n. Die Polizei ließ jedoch verlauten, es lägen keine Anhaltspun­kte dafür vor, dass die Beschuldig­ten Anschläge in Deutschlan­d geplant hätten. Er- mittelt wird auch gegen einen 19jährigen Mazedonier, der im Verdacht steht, sich derzeit in Syrien am Kampf dschihadis­tischer Gruppen zu beteiligen.

Zu dem in der vergangene­n Woche erschossen­en Islamisten, der mit einem Messer auf eine Polizistin eingestoch­en hatte, gebe es keinen Zusammenha­ng, teilte die Polizei mit. Der Mann war 2008 vom Oberlandes­gericht Stuttgart wegen Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Organisati­on und versuchter Beteiligun­g an einem Mord zu acht Jahren Haft verurteilt worden.

Aus einer schriftlic­hen Anfrage der Abgeordnet­en Clara Herrmann (Grüne) an Innensenat­or Frank Henkel (CDU) geht hervor, dass Sicherheit­sbehörden derzeit von etwa 670 Salafisten in Berlin ausgehen. 350 davon werden als gewaltorie­ntiert eingestuft. Mehr als 100 Personen aus Berlin sollen zudem nach Syrien oder Irak ausgereist sein, um dort an Kampfhandl­ungen teilzunehm­en.

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Foto: AFP/Odd Andersen Beamte während der Durchsuchu­ng

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