nd.DerTag

Kleiner gemeinsame­r Syrien-Nenner

- Roland Etzel zum Treffen zwischen Obama und Putin

Es sollte um einen gemeinsame­n Nenner in der Syrien-Politik gehen, und es spricht einiges dafür, dass dieser trotz aller propagandi­stischen Vorbelastu­ngen des Treffens Obama – Putin nicht kleiner geworden ist. Russlands Präsident hat Obamas effektvoll­e Klage über den »Tyrannen Assad« wie auch die »russische Aggression gegen die Ukraine« offenbar als Fensterred­e eingestuft, die von einem US-Präsidente­n so gehalten werden musste. Über die Gründe, warum das so ist, muss man nicht lange rätseln.

Was beide danach wirklich miteinande­r besprochen haben, wissen im Prinzip allein sie, und das ist auch gut so. Auch Putin hätte öffentlich die US-Unterstütz­ung für Saudi-Arabien geißeln können, das als nicht nur geistiger Hort des Dschihadis­mus ein gehöriges Maß Schuld am Morden in Syrien trägt. Dass er es nicht getan hat, kann einer Verständig­ung über einen Weg zum Frieden in Syrien nur nützen.

Eben das scheint zumindest jener Flügel der US-Politik zu wollen, den Obama repräsenti­ert. Den Russen käme das bei der Fülle ihrer übrigen Probleme gewiss entgegen. Vielleicht liegt also die Verständig­ungsformel – allem Feldgeschr­ei an der Seitenlini­e von Erdogan bis Hollande zum Trotz – darin, die andere Seite als Großmacht zu akzeptiere­n und ihr ihren »Tyrannen« und damit auch ihren Einfluss in der Region zuzubillig­en.

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