Flüchtlinge als Reservearmee
Flüchtlinge haben es auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht leicht. Es bestehen oft sprachliche Barrieren, Vorurteile sowie die sogenannte Vorrangprüfung, nach der Deutsche und EU-Bürger bei Bewerbungsverfahren bevorzugt werden. Der Arbeitsmarktzugang könnte problemlos durch Integrationsmaßnahmen und weitere Gesetzesänderungen verbessert werden. Doch vielen Politikern der Union geht es nicht um Gleichberechtigung. Sie sehen in den Flüchtlingen vor allem eine industrielle Reservearmee, in der sich die Unternehmer in wirtschaftlich guten Zeiten einige Arbeiter aussuchen können, die sie dann zu menschenunwürdigen Bedingungen beschäftigen. Die Flüchtlinge sollten weniger Geld erhalten, als der gesetzliche Mindestlohn vorsieht, heißt es aus konservativen Kreisen.
Leidtragende dieser Maßnahme wären aber nicht nur die in Deutschland Schutz suchenden Lohnabhängigen, sondern auch die einheimischen Arbeiter. Denn die Etablierung eines neuen Niedriglohnsektors würde sich insgesamt negativ auf das Lohnniveau auswirken. Höhere Löhne helfen hingegen sowohl den Menschen als auch der gesamten Wirtschaft, weil sie die Binnennachfrage stärken. Wer zu dieser Einsicht kommt, muss hierzulande für gleiche Rechte der Lohnabhängigen eintreten – ganz gleich, aus welchem Land sie stammen.