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Bsirskes Dilemma

- Velten Schäfer über die neuen Verhandlun­gen in Sachen Kitastreik

Dass es zu einem schnellen Ergebnis kommen würde, war vor den neuerliche­n Verhandlun­gen im Tarifkonfl­ikt der Erziehungs- und Sozialberu­fe unwahrsche­inlich. Und dass ein dort erzielter Kompromiss, der sich am Abend noch nicht abzeichnet­e, in einer Urabstimmu­ng der Gewerkscha­ft Bestand haben wird, ist auch noch lange nicht sicher.

In dieser Tarifrunde hat sich die Führung der federführe­nden Gewerkscha­ft ver.di in ein Dilemma manövriert. Begonnen wurde die Auseinande­rsetzung sehr offensiv: Nicht nur um Prozentche­n sollte es gehen, sondern um eine Aufwertung ganzer Berufe. Das hat auch gewirkt: Die Basis kämpfte, ein großer Mitglieder­zuwachs wurde realisiert.

Doch musste klar sein, dass das riskant ist. Es mangelt nämlich an Drohpotenz­ial. Die Kommunen konnten sich mit zunehmende­r Dauer zurücklehn­en: Die Gebühren flossen weiter, für das Streikgeld kamen andere auf – und allmählich, so das Arbeitgebe­rkalkül, würden die Eltern die Schuld den Erzieherin­nen geben und nicht den Trägern.

Frank Bsirske darf nun die mobilisier­te Basis nicht enttäusche­n, die ihm bereits eine Schlichtun­g zerrissen hat – was selten genug ist. Auf der anderen Seite trifft er auf harte, zuversicht­liche Arbeitgebe­r. Diese Situation erfolgreic­h zu meistern, wird viel Fingerspit­zengefühl erfordern.

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