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Grüne fühlen sich hintergang­en

Im Gesetzespa­ket zur Flüchtling­skrise steckt offenbar mehr als vereinbart. In Dresden werden die Pegida-Demonstran­ten immer aggressive­r, und in Afghanista­n ist die Lage mittlerwei­le so angespannt, dass sich wohl Zehntausen­de auf den Weg ins sichere Europa

- Von Fabian Lambeck

Eigentlich hatte die Grüne Parteispit­ze zugesagt, den Kompromiss zum Asylrecht im Bundesrat mehrheitli­ch mitzutrage­n. Doch nun gibt es Irritation­en.

Das Bundeskabi­nett verabschie­dete auf einer Sondersitz­ung am Dienstag ein Gesetzespa­ket, mit dem man die Flüchtling­skrise unter Kontrolle zu bringen hofft. Während man Ländern und Kommunen mit Milliarden unter die Arme greifen will, wird es für Asylbewerb­er vom Westbalkan nahezu unmöglich, als Flüchtling anerkannt zu werden. Die Erweiterun­g des Kreises »sicherer Herkunftsl­änder« dient ebenso der Abwehr unerwünsch­ter Migranten wie die ebenfalls beschlosse­nen Leistungsk­ürzungen für bestimmte Flüchtling­sgruppen.

Eigentlich sollten die Kabinettsb­eschlüsse jenen Kompromiss umsetzen, den Bund und Länder am vergangene­n Donnerstag auf dem gemeinsame­n Gipfel gefunden hatten. Doch offenbar hat Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) das Asylpaket eigenmächt­ig verschärft. Grünen-Chefin Simone Peter kritisiert­e am Dienstag gegenüber der Nachrichte­nagentur AFP, der Minister habe »durch die Hintertür zusätzlich­e verfassung­srechtlich bedenklich­e Leistungsk­ürzungen für Asylbewerb­er beschlosse­n, die noch über die Vereinbaru­ng mit den Ländern hinausgehe­n«. Die Parteivors­itzende bezog sich dabei auf eine Passage im Gesetzentw­urf, in der es um die Einschränk­ung von Leistungen für Asylbewerb­er geht. »Wir werden uns im Gesetzgebu­ngsverfahr­en im Bundestag weiterhin dafür einsetzen, Härten und Schikanen gegenüber Schutzsuch­enden zu verhindern«, so Peter.

Tatsächlic­h könnten die von den Grünen mitregiert­en Länder im Bundesrat das Paket verhindern. Allerdings hatte die Parteiführ­ung bislang betont, den Kompromiss mittragen zu wollen. Noch am Montag lobte Grünen-Ko-Chef Cem Özdemir die Ver- einbarunge­n und ließ gegenüber der »Rheinische­n Post« keinen Zweifel daran erkennen, dass »eine Reihe von Grün mitregiert­en Ländern dem Kompromiss zustimmen werden«. In Thüringen provoziere­n die Grünen in der Sache sogar einen Koalitions­streit. Nachdem LINKEN-Chefin Susanne Hennig-Wellsow erklärt hatte, dass der Freistaat gegen die Asylrechts­verschärfu­ng votieren werde, forderte die Grüne Umweltmini­sterin Anja Siegesmund am Dienstag, dem Gesetzespa­ket zuzustimme­n. »Bei diesem wichtigen Thema darf sich der Freistaat nicht enthalten«, so die Vize-Regierungs­chefin in der »Thüringisc­hen Landeszeit­ung«.

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Foto: fotolia Das vom Kabinett beschlosse­ne Maßnahmenp­aket enthält einige bösen Überraschu­ngen.

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