Pegida greift Journalisten in Dresden an
8000 Teilnehmer beim Aufmarsch der Islamfeinde
Berlin. Bei einem Aufmarsch des rassistischen Pegida-Bündnisses, zu dem sich am Montagabend rund 8000 Neonazis, »besorgte Bürger«, Islamfeinde und Rassisten in Dresden versammelten, sind mehrere Journalisten angegriffen worden. Die Täter seien nach der Tat in der johlenden Menge verschwunden, heißt es Berichten zufolge. Beide Journalisten wollten Anzeige erstatten. Die Polizei nahm nach Angaben eines Behördensprechers die Ermittlungen auf.
Bei den Journalisten handelt es sich um Fotografen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und der Lokalzeitung »Dresdner Neueste Nachrichten« (DNN). Nach Angaben des MDR waren die Reporter zum Zeitpunkt des Angriffs mit ihrer Technik beschäftigt. Ein Mann habe sich von hinten genähert und Fragen gestellt. Später eskalierte die Situation. Eine Gruppe von Demonstrationsteilnehmern habe den DNN-Reporter festgehalten, hieß es. Als er versuchte, sich zu wehren, hätten sie ihm ins Gesicht geschlagen. Sein MDR-Kollege wurde getreten.
Zu den Angriffen kam es Berichten zufolge während des Demonstrationszuges in Höhe des Sächsischen Landtags. Bei der Kundgebung hatten Pegida-Chef Lutz Bachmann und der Schweizer Rechtspopulist Ignaz Bearth Stimmung gegen Journalisten der »Lügenpresse« sowie gegen Flüchtlinge und Politiker gemacht. Bearth ist Gründer einer Rechtspartei, die unter anderem die neonazistische Jobbik im ungarischen Wahlkampf unterstützte. Er war außerdem Chef eines Pegida-Ablegers in der Schweiz. Äußerungen über die Bundeskanzlerin und die Bundesregierung als die »wahren Nazis in Berlin« handelten ihm Ermittlungen ein.
DNN-Chefredakteur Dirk Birgel twitterte: »Wir lassen uns nicht einschüchtern und werden auch weiterhin kritisch über Pegida berichten.« Dirk Panter, Vorsitzender der SPD-Fraktion im sächsischen Landtag und Sprecher für Medienpolitik, erklärte: »Unsere Gesellschaft darf es nicht hinnehmen, dass die Pressefreiheit auf Demonstrationen eingeschränkt wird.« Der Deutsche JournalistenVerband Sachsen kritisierte nicht nur die Gewalt gegen die Journalisten, sondern auch die Polizei. Der Vorfall habe sich an einer Stelle ereignet, wo die Polizei mit dem größten Aufgebot vertreten war, teilte der Verband mit. Da müsse die Frage gestellt werden, warum die Beamten ausgerechnet dort zu spät kommen.
Übergriffe auf Journalisten sind am Rande von rechten Veranstaltungen keine Seltenheit. So war es beispielsweise Anfang des Jahres in Leipzig auf der Demonstration des Legida-Bündnisses zu Gewalt gegen mindestens zwei Journalisten gekommen. »Eine ungehinderte Berichterstattung und journalistische Einordnung von Politik und Ereignissen ist für eine effektive Kontrolle des Staates unverzichtbar«, hatte die Deutsche Journalisten-Union damals gefordert.
In Leipzig folgten nach Schätzung am Montagabend etwa 700 Menschen einem Aufruf von Legida – das waren mehr als bei der letzten Demonstration. Zu Protesten gegen den Aufmarsch kamen mehrere Hundert Menschen.