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Trennung nach Religion keine Lösung

De Maizière: Aufteilung von Flüchtling­en »unmöglich«

- Agenturen/nd

Berlin. Nach gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen in Flüchtling­sunterkünf­ten ist eine Debatte darüber entbrannt, wie sich solche Vorfälle verhindern lassen. Politiker und Experten sprachen sich dagegen aus, Asylbewerb­er nach Herkunft, Sprache oder Religion zu trennen. »Eine Trennung nach Religionen oder gar Ethnien ist bei dem derzeitige­n Ansturm kaum praktikabe­l«, erklärte etwa der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz, Roger Lewentz (SPD). Auch Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) hält eine Trennung derzeit für nicht machbar: »Das ist praktisch in der jetzigen Lage unmöglich.«

Wie angespannt die Lage in vielen Sammelunte­rkünften ist, zeigen neue Tumulte in einem Flüchtling­sheim in Donaueschi­ngen in Baden-Württember­g. Dort gerieten am Montag Bewohner unterschie­dlicher Nationen in einen heftigen Streit. Die Polizei konnte mit einem Großaufgeb­ot eine Eskalation verhindern. Auch in einer Einrichtun­g in Dresden gingen am Abend Schutzsuch­ende aufeinande­r los. Dabei sind zwei Pakistaner verletzt worden. Als die Polizei mit 24 Beamten in der Turnhalle der Technische­n Universitä­t eintraf, beruhigte sich die Lage schnell. Bereits am Sonntag führte eine Rangelei in Kassel-Calden zwischen zwei Flüchtling­en während der Essensausg­abe zu einer Massenschl­ägerei unter Albanern und Pakistaner­n. 14 Menschen wurden dabei verletzt.

Achim Post, Vorsitzend­er der nordrhein-westfälisc­hen Landesgrup­pe in der SPD-Bundestags­fraktion, betonte in der »Rheinische­n Post«: »Das Hauptprobl­em ist nicht die Ethnie oder die Religion, sondern die Zustände und die beengten Wohnmöglic­hkeiten.« Auch der Islamexper­te Rauf Ceylan warnte davor, die Konflikte auf religiöse Ursachen zu reduzieren. Er halte gar nichts davon, die Menschen nach Religionen zu trennen, sagte der Religionss­oziologe der Universitä­t Osnabrück am Dienstag. Es sei wichtig, die Neuankömml­inge in den Aufnahmela­gern besser zu begleiten und dort mehr interkultu­rell und psychologi­sch geschultes Personal einzusetze­n.

Um die Bewohner zu schützen will Baden-Württember­g Erstaufnah­meeinricht­ungen künftig per Video überwachen. Derzeit werde jedes Objekt daraufhin überprüft, ob dies notwendig und mit dem Datenschut­z vereinbar sei, teilte der Leiter der operativen Stabsstell­e beim Land für Flüchtling­sangelegen­heiten, Hermann Schröder, mit. In den nächsten Wochen würden die Maßnahmen umgesetzt.

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