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515 000 flohen übers Meer nach Europa

UNHCR: Fast 3000 Menschen starben auf der Flucht

- AFP/nd

Bei der Flucht vor dem Morden in Kriegsgebi­eten wie Syrien nach Europa geht es ebenfalls tausendfac­h um Leben und Tod.

Genf. Die Zahl der seit Jahresbegi­nn über das Mittelmeer nach Europa geflüchtet­en Menschen hat die Marke von 500.000 überschrit­ten. Seit dem 1. Januar dieses Jahres seien knapp 515.000 Menschen über das Meer nach Europa gekommen, teilte das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR am Dienstag mit. Erst am Montag waren mehr als 1100 Flüchtling­e bei zahlreiche­n Einsätzen vor der libyschen Küste aus dem Mittelmeer gerettet worden.

Mit 383 000 Menschen kamen die meisten Mittelmeer­flüchtling­e in Griechenla­nd an, wie das UNHCR mitteilte. An zweiter Stelle stand demnach Italien mit 129 000 Ankömmling­en. Etwa 2980 Menschen kamen demnach bei dem Versuch, auf häufig kaum seetüchtig­en Booten Europa zu erreichen, ums Leben.

Viele Menschen kommen aus dem seit vier Jahren vom Bürgerkrie­g zerrüttete­n Syrien. Von den in diesem Jahr bereits über das Mittelmeer geflüchtet­en Menschen stammten den UN-Angaben zufolge 54 Prozent aus Syrien. Unter den in Griechenla­nd angekommen­en Flüchtling­en waren demnach 71 Prozent Syrer.

Erst am Montag waren insgesamt 1151 Menschen von kenternden Booten im Mittelmeer aufgenomme­n worden, wie die italienisc­he Küstenwach­e mitteilte. Die Rettungsei­nsätze erfolgten in internatio­nalen Ge- wässern. Allein die Hilfsorgan­isation Ärzte ohne Grenzen (MSF) nahm am Montag 373 Flüchtling­e an Bord ihres Schiffs »Dignity One«. Wie ein MSF-Sprecher sagte, wurden die geretteten Flüchtling­e, darunter zahlreiche Frauen und Kinder, nach Italien gebracht.

Die libysche Küstenwach­e rettete am Dienstag nach eigenen Angaben 346 Flüchtling­e aus Seenot, darunter fast 100 Frauen und Kinder. Drei Boote wurden demnach östlich der Hauptstadt Tripolis entdeckt. Die Flüchtling­e wurden bei einem mehrstündi­gen Einsatz zunächst zu einem Marinestüt­zpunkt in Tripolis gebracht, bevor sie in Aufnahmeze­ntren untergebra­cht wurden.

Von Libyen aus brechen besonders viele Flüchtling­e zu der gefährlich­en Überfahrt über das Mittelmeer auf. In dem Land herrscht mit zwei rivalisier­enden Regierunge­n politische­s Chaos. Die um sich greifende Unsicherhe­it und der Kontrollve­rlust der Behörden erleichter­n Schleppern das Geschäft mit Flüchtling­en.

Beim Versuch, heimlich nach Großbritan­nien zu gelangen, kam in Nordfrankr­eich ein irakischer Flüchtling in einem Lastwagen ums Leben. Nahe dem Hafen von Calais entdeckte ein Lastwagenf­ahrer am Dienstagmo­rgen den 20-Jährigen tot im Anhänger seines Lkw. Der Flüchtling wurde offenbar durch Paletten erschlagen. Zwei Verwandte des Mannes blieben unverletzt. Den Behörden zufolge starben in der Region um Calais seit Ende Juni zwölf Flüchtling­e.

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