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Der Kampf geht weiter

Staffelübe­rgabe: Trevor Noah und Stephen Colbert übernehmen US-TV-Sendungen

- Von Tobias Riegel

Die Spuren der US-amerikanis­chen Sariresend­ung »The Daily Show« reichen bis nach Deutschlan­d – in Form der formal dreisten und inhaltlich ziemlich braven Kopie Namens »heute-show«. Doch das USOriginal mit seinem Gastgeber Jon Stewart brachte zwischen 1999 und 2015 auch reihenweis­e scharfsinn­ige, lustige und bissige »Korrespond­enten« hervor. Die Bekanntest­en sind Stephen Colbert und John Oliver, die mittlerwei­le eigene Shows moderieren. Weniger bekannt war bis vor Kurzem der »Kollege aus Johannesbu­rg«, der schwarze Südafrikan­er Trevor Noah. Am Montagaben­d nun trat jener Noah die Nachfolge Jon Stewarts an. Jenes Satirikers, der während des medialen Totalversa­gen in der Bush-Ära zu einem der wichtigste­n linken US-Vertreter der Vernunft wurde.

»Jon Stewart war unsere Stimme, unsere Zuflucht, ja sogar unser politische­r Vater. Doch Vater hat sich aus dem Staub gemacht. Statt dessen sitzt da jetzt ein Stiefpapa – und der ist auch noch schwarz.« So huldigte Noah seinem Mentor, dessen politisch-kulturelle­n Einfluss auf die US-Gesellscha­ft man kaum hoch genug einordnen kann – und kanalisier­te gleichzeit­ig geschickt die möglichen Vorbehalte des überwiegen­d weißen, linksliber­alen Publikums auf den schwarzen »Emporkömml­ing«. Dass Noah dieses Publikum aber keinesfall­s schonen möchte und schamlos den Finger in die US-amerikanis­che Rassismus-Wunde legen würde, hatte er bereits bei früheren Auftritten klar gemacht – wenn er etwa sagte, dass ihn das Verhalten der US-Polizei »nostalgisc­h an die Zeit der Apartheid zurückdenk­en« lasse. Oder wenn er zitierte, dass laut CNN das Einkommens­gefälle zwischen weißen und schwarzen Durchschni­tts- familien in den USA heute größer sei »als damals im Apartheids­taat.«

Doch Noah fand auch ironischen Zugang zu seiner Herkunft: »Damals in Südafrika hätte ich mir zwei Dinge nicht träumen lassen: Dass ich einmal eine Innentoile­tte haben würde – und dass ich einst der Host der ›Daily Show‹ werden würde. An eines dieser Dinge habe ich mich schon gewöhnt.« Das andere »Ding« ist wohl sein neuer Job – den niemand haben wollte. Denn die Schuhe Jon Stewarts erschienen allen potenziell­en Nachfolger­n als zu groß – im Falle des ebenfalls angefragte­n Stephen Colberts wohl als zu klein. Und doch ist dieses propere, schmächtig­e, hochtalent­ierte und furchtlose Bürschchen Trevor Noah keine zweite Wahl. Er füllte während seines ersten Auftritts jenen Platz scheinbar mühelos aus, für den der Sender Comedy Central nach Stewarts Abgang geworben hatte: »Der gleiche Stuhl, ein neuer Arsch.« Und für seine Ernennung als Nachfolger Stewarts hatte Noah dann auch noch den passenden Witz: »Comedy Central hat viele US-Kollegen angefragt – alle haben abgelehnt.

 ?? Foto: Comedy Central/Getty Images/Brad Barket ?? Proper, talentiert, furchtlos: Trevor Noah Wieder einmal muss also ein Einwandere­r einen Job übernehmen, den die Amerikaner verschmähe­n.«
Eine weitere Legende des US-TV wurde kürzlich beerbt: Anfang September trat Stephen Colbert das schwere Erbe von...
Foto: Comedy Central/Getty Images/Brad Barket Proper, talentiert, furchtlos: Trevor Noah Wieder einmal muss also ein Einwandere­r einen Job übernehmen, den die Amerikaner verschmähe­n.« Eine weitere Legende des US-TV wurde kürzlich beerbt: Anfang September trat Stephen Colbert das schwere Erbe von...

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