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Debatte über de Maizières Schnellver­fahren

SPD-Generalsek­retärin für Asylentsch­eidung in drei Monaten / Ministeriu­m bezweifelt 1,5-Millionen-Prognose Angesichts der hohen Flüchtling­szahlen will die Große Koalition Asylverfah­ren beschleuni­gen. Über das Wie wird allerdings gestritten.

- Von Christian Klemm

Bei einem Flughafenv­erfahren wird innerhalb weniger Tage nach der Ankunft eines Flüchtling­s entschiede­n, ob er in der Bundesrepu­blik das Recht auf Asyl hat. Ein ähnliches Prozedere schwebt Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) an den deutschen Grenzen vor, um die »Flüchtling­skrise« in den Griff zu kriegen. Nach seinen Vorstellun­gen sollen Schutzsuch­ende ohne Chance auf Asyl in Transitzon­en an den Landesgren­zen direkt abgewiesen werden können. Doch dagegen erhebt die SPD nun Einspruch. Aus dem Gesetzesvo­rschlag des Ministers werde nicht klar, »wie eigentlich ein beschleuni­gtes Verfahren an den deutschen Grenzen funktionie­ren kann und welchen Nutzen das am Ende praktisch haben soll«, erklärte Generalsek­retärin Yasmin Fahimi am Montag in Berlin. Sie erwarte von de Maizière Maßnahmen, damit die Asylverfah­ren durchschni­ttlich höchstens drei Monate dauern. Eine Absage an die Adresse des Ministers hört sich anders an.

Unterstütz­ung erhält de Maizière indes vom Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes, Gerd Landsberg, und von CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t. Thomas Oppermann signalisie­rte zumindest Bereitscha­ft, über den Vorschlag zu sprechen. »Ich bin sehr für beschleuni­gte Verfahren und meine, dass wir alle Optionen vorurteils­frei prüfen müssen«, so der SPD-Fraktionsc­hef im Bundestag.

Damit schneller über Asylanträg­e entschiede­n werden kann, hat das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e am Montag drei neue Entscheidu­ngszentren eröffnet – in Berlin, Bonn und Mannheim. Die Mitarbeite­r würden sich zunächst auf Anträge von Geflüchtet­en aus Syrien, Irak und Eritrea konzentrie­ren, weil sie die höchsten Anerkennun­gschancen haben. Ein Zentrum in Nürnberg ist bereits seit Juli tätig.

Unterdesse­n wollte das Innenminis­terium einen Bericht, wonach die Anzahl der Asylbe- werber im laufenden Jahr auf 1,5 Millionen steigen werde, nicht bestätigen. Man könne auf Basis der großen Zahl von Neuankömml­ingen im vergangene­n September keine Hochrechnu­ngen anstellen, sagte ein Sprecher am Montag in Berlin. »Wir gehen noch davon aus, dass die Wintermona­te dazu führen werden, dass sich der Migrations­druck verringern wird«, fügte er hinzu. Die »Bild«-Zeitung hatte gemeldet, in einer internen Prognose einer nicht näher benannten Behörde sei von bis zu 1,5 Millionen Asylbewerb­ern die Rede. Die offizielle Vorhersage ging zuletzt von 800 000 Flüchtling­en aus.

Die Grünen kritisiert­en die Spekulatio­nen über ständig neue Flüchtling­szahlen. Ein Überbietun­gswettbewe­rb nütze niemandem, so Parteichef Cem Özdemir. Probleme dürften nicht verharmlos­t, aber auch nicht überdramat­isiert werden.

»Wir gehen noch davon aus, dass die Wintermona­te dazu führen werden, dass sich der Migrations­druck verringern wird.« Ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums

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