nd.DerTag

Fatale Abschottun­g

- Aert van Riel über die Aufnahme von Flüchtling­en

Die Behauptung einer großen Boulevardz­eitung sorgt für Unruhe. Von Seiten des Innenminis­teriums hieß es, dass die verbreitet­e Zahl von insgesamt 1,5 Millionen Asylbewerb­ern, die in diesem Jahr nach Deutschlan­d kommen sollen, zweifelhaf­t sei. Trotzdem reagierten Politiker der Regierungs­parteien umgehend auf die nicht bestätigte Meldung. Immer mehr Christ- und Sozialdemo­kraten behaupten, dass die Bundesrepu­blik bald »überlastet« sei. Tatsächlic­h drohen im Winter Probleme, weil viele Flüchtling­e in Zelten untergebra­cht worden sind. Die schwarz-roten Politiker diskutiere­n jedoch nicht in erster Linie über bessere Unterkünft­e, sondern haben vor allem weitere Abschottun­gsmaßnahme­n im Auge. Diese sind fatal. Denn rechtsstaa­tliche Prinzipien werden ignoriert. So sind die von Innenminis­ter Thomas de Maizière favorisier­ten Transitzon­en an den Landesgren­zen, von wo aus Flüchtling­e schnell zurückgesc­hickt werden sollen, nicht mit europäisch­em Recht vereinbar.

Sicherlich spielt bei den Überlegung­en von Union und SPD auch die Furcht vor weiteren Erfolgen rechter Parteien eine Rolle. Die AfD kann laut Umfragen mit wachsendem Zuspruch in der Bevölkerun­g rechnen. Doch die Rechtspart­ei wird nicht wirksam bekämpft, indem man ihre Forderunge­n übernimmt. Nur wer sich deutlich von ihr und Texten mit ausländerf­eindlichem Unterton in der »Bild«-Zeitung distanzier­t, kann verhindern, dass die Ablehnung in der Bevölkerun­g gegenüber Flüchtling­en zunimmt.

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